Das 26. Int. ADAC Glasbachrennen (14.-16.06.) war eine Veranstaltung der Rekorde. Mit über 150 Nennungen gab es zum Beispiel so viele Teilnehmer wie noch nie, unter diesen so gut wie alle Topstars der Bergszene. Fahrer aus 16 Nationen nahmen die Herausforderung der zwecks Kapazitätserhöhung des Zielparkplatzes um 200 Meter auf 5,3 Kilometer verkürzten Strecke an. Zugkraft generierten neben der höchst anspruchsvollen Piste das Prädikat FIA European Hill Climb Championship, gepaart mit den Landesmeisterschaften von Luxemburg, Österreich und Deutschland in Kombination mit den bekannt attraktiven Rennserien KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal. Um die beiden Letztgenannten wollen wir uns von hier weg kümmern. Natürlich gemäß den Regularien der Traditionsmeisterschaften. Das heißt, wir filtern unsere 57 eingeschriebenen Teilnehmer aus den Performancefaktor-Klassen heraus und bringen das bis 2022 generell angewendete, aus technischen Gruppen samt deren Unterteilung nach Hubraum bestehende System zur Anwendung, nach dem auch die Punkte für die Jahreswertungen des Berg-Cup e.V. vergeben werden.
Los geht das wie immer mit dem NSU-Bergpokal, der sich mit neun luftgekühlten Heckmotorautos auch anzahlmäßig stark präsentierte. An der Spitze setzte sich Routine gegen Jugend durch, der NSU-Bergpokal-Rekordsieger Steffen Hofmann gewann vor den Youngsters Leopold Gast (21) und seinem eigenen Sohn Jannik (22). Es ist schon bemerkenswert, dass so junge Leute Spaß am Bewegen von Fahrzeugen haben, die zwischen 1965 und 1972 gebaut worden sind. Platz vier holte sich Thomas Krystofiak mit dem einzigen 1200C-Modell im Feld der TT und TTS. Auf der Fünf finden wir den zugleich Besten der NSU-Klassik-Wertung. Das ist Volker Angelberger knapp vor Dieter Kirch und Bernd Wallstein. Mit 2:47,728 ist Steffen Hofmann der Inhaber des neuen Streckenrekords für NSU-Bergpokal-Autos. Auch schon vor der Streckenverkürzung war er der Mann mit der Benchmark. Von dieser hat er aktuell 3,056 Sekunden weggefeilt.
Der Leader in der A/F/CTC bis 1600 Kubik ist nach Race-Heat eins Ronny Hering. Im finalen zweiten Lauf kommt der Vogtländer mit seinem VW Scirocco Gr. 2 nicht ins Ziel. Das ergibt als Podiumsbesetzung Florian Fink (Citroen DS3 R1) auf der Drei und Dieter Altmann mit seinem Citroen C2 als Zweitem. Den Sieg holt sich Andreas Schäfer im Honda CRX.
Eine Hubraumabteilung höher, bei den 2-Litern, ist Michael Schumacher mit seinem VW Polo G60 als Alleinunterhalter unterwegs. In der zweiten Auffahrt des Sonntags erzielt er 2:44,041. Die Addition seiner beiden Laufzeiten bringt ihn im Riesenfeld auf Position 71 der Gesamtwertung.
Damit sind wir bei den fünf Klassen der gemeinsam gewerteten Gruppen H/FS/E1 angelangt. Den 1400ern drückt Armin Ebenhöh den Stempel auf. Er gewinnt im VW Minichberger Scirocco 16V deutlich vor dem schnellsten 8-Ventiler-Piloten. Das ist mit seinem VW Schneider Polo II Nils Abb. Das Podest komplettiert Jörg Davidovic (NSU TT 16V) als Dritter. Nur 107 Tausendstel hinter ihm fliegt Frank Duscher mit seinem VW Polo 8V durchs Ziel. Mit dem Klassenfünften lernen wir den zugleich Dritten der 1,4-Liter KW 8V-Trophy kennen. Im VW Polo GT ist dies Philipp Plein.
Klare Verhältnisse herrschen unter den 1600ern. Tobias Auchter fährt mit seinem Opel Spiess Corsa A 16-Ventiler mit deutlichem Vorsprung den Sieg heraus. Ihm folgen Lukas Friedrich (Ford Fiesta) und Markus Fink im Citroen C2 VTS.
Mit 14 Teilnehmern bilden die 2-Liter die teilnehmerstärkste Hubraumabteilung. In Abwesenheit von Erwin Buck wird nach einem neuen Sieger gesucht. Diese Rolle übernimmt Claire Schönborn im VW Golf 1 STW. Sie gewinnt 1,325 Sekunden vor Marcel Hellberg mit seinem VW Brügge Golf 8-Ventiler. Auch der dritte Rang geht an einen KW 8V-Trophy Teilnehmer. Im Opel Gerent Kadett C Coupé ist das Marco Schöbel. Jens Weber (Opel Kadett C) sichert sich Position vier, Fünfter wird Philipp Hartkämper mit seinem VW Brügge Scirocco 1. Die beiden schnellsten 8-Ventiler-Racer in der Klassenspitze haben wir schon erwähnt. Dritter in dieser Übung ist Johann Hatezic im Opel Ascona B Frank.
Sprechen wir als nächstes über die Autos mit bis zu 3000 Kubikzentimeter großen Motoren. Als souveränen Gewinner erleben wir hier Marcel Gapp mit seinem BMW M3 E36. Zweiter wird Roland Christall, dem auch ein kleiner Trainings-Ausrutscher mit der 8-Ventiler Opel Kadett C Frank Limousine die Fahrlaune nicht verderben kann. Das Podium komplettiert Michael Weber (Audi 80 Quattro Turbo) als Dritter. Zwischen ihm und dem viertplatzierten Kai Neu mit seinem Ford Focus N Sport war es übrigens nach insgesamt 10,6 Rennkilometern ultraknapp. Der finale Abstand beträgt exakt 104 Tausendstelsekunden. Tobias Schäfer (Opel Kadett C) ist in dieser Klasse für den zweiten Rang bei den 8-Ventilern zuständig.
Die Klasse über 3 Liter Hubraum umfasst am Glasbach neun Autos. Auf dem Podest stehen ausschließlich Porsche 911 GT3 Piloten. Der mit dem jüngsten Auto, Jochen Stoll, klettert auf die höchste Stufe. Flankiert wird er von Patrick Orth als Zweitem und auf der Drei von Florian Heß. Danach folgen zwei Allrad-Turbo-Boliden. Pascal Ehrmann im Subaru Impreza WRX STi und Hauke Weber (Audi 80 Quattro) laufen in der Reihung der Erwähnung im Ziel ein.
E2-Silhouetten-Renner suchte man am Glasbach vergebens. Daher gibt es darüber auch nichts zu berichten.
Blicken wir noch auf die Themen Tourenwagen-Gesamt und Streckenrekorde. Die Division 1 der Fahrzeuge mit Dach, im FIA-Jargon Category 1 genannt, präsentierte sich unglaublich spannend. Karl Schagerl (VW Golf Rallye TFSI), Ronnie Bratschi (Mitsubishi Lancer Evo 7 RS), Jörg Weidinger im BMW Z4 GT3, Nicolas Werver mit seinem Porsche 997 GT3R, Igor Stefanovski (Ferrari 488 Challenge Evo) und Karol Krupa (Skoda Fabia CT) sind nur ein kleiner Auszug aus einer langen Liste. Aus dem Favoritenkreis musste sich Ronnie Bratschi mit Turboproblemen früh verabschieden. Damit gestaltete sich der Kampf um die Tourenwagenkrone zum Duell zwischen Karl Schagerl und Jörg Weidinger um. Im ersten Race-Heat setzten beide 2:15er Zeiten, wobei die 2:15,030 von Karl 0,719 Sekunden schneller waren als Jörgs Marke. Was dann folgte, zeigt einmal mehr, wie hart, ja dramatisch Bergrennsport sein kann. Im finalen Durchgang erreicht keiner der beiden das Ziel. Infolge eines schleichenden Plattfußes vorne links gerät Jörg in Kontakt mit der Leitplanke. Mit einer fahrerischen Glanzleistung kann er den Z4 GT3 danach bei über 200 km/h unter Kontrolle und somit auf der Fahrbahn halten. Der Ausfall aber ist endgültig. Damit scheint der Weg für Karl Schagerl absolut frei zu sein. Doch auch der Österreicher hat die Renngötter nicht auf seiner Seite. Ohne jegliche vorherige Ankündigung bricht im Rallye-Golf-Motorraum Feuer aus. Das kann schnell gelöscht werden, aber aus dem möglichen Tourenwagensieg wird so eine Nullnummer. Div. 1 Gewinner ist mit einer 2:19er und einer 2:17er Zeit der Franzose Nicolas Werver vor Igor Stefanovski und Karol Krupa. Vierter wurde im Klassefeld Jochen Stoll, Fünfter ein unter dem Pseudonym O‘ Play startender Italiener im Mitsubishi Lancer Evo 9.
Thema Streckenrekorde: Wegen der Pistenkürzung war klar, dass es neue Marken geben würde. Über den NSU-Bergpokal-Rekord haben wir schon informiert. Da sprachen wir von gut 3 Sekunden Verbesserung. Die generelle Bestmarke, aufgestellt durch Christian Merli 2018, schraubte der Franzose Geoffrey Schatz (Nova Proto NP01 Honda-Turbo) von 1:58,395 auf 1:55,599 herunter, was 2,796 Sekunden entspricht. Wobei noch erwähnt werden muss, dass Geoffrey erstmals am Glasbach war. Viel größer, ja fast unglaublich, im Vergleich dazu die Fortschritte bei den Tourenwagen. Kurze Zeitreise gefällig? 2014 markierte Jörg Weidinger im BMW 318i STW in 2:27,959 den Rekord. Diesen unterbot Timo Bernhard 2016 mit seinem Porsche 911 GT3R um 1,533 Sekunden. Die erzielten 2:26,426 sind bis heute der Rekord auf der originalen 5,5-Kilometer-Strecke. Von diesem Wert ausgehend katapultierte sich Karl Schagerl 2024 mit Jörg Weidinger im Windschatten unfassbare 11,396 Sekunden schneller vom Start ins Ziel hinauf! Überhaupt waren die Tourenwagenzeiten dieses Jahr exzellent. Das zeigen unter anderen auch die 2:21,427 von Jochen Stoll oder die 2:29,635 von Claire Schönborn.
Abschließend noch einige Dinge aus der Rubrik Allgemeines. Dazu gehört, dass der erste Übungsdurchgang am Samstag auf nasser Piste stattfand. Ab Mittag bis zum Ende der Veranstaltung am Sonntag blieben die Verhältnisse gleichbleibend trocken. Die zwei Race-Heats dauerten von 8:30 bis nach 17 Uhr. Genauso wie im Training zeichneten zahlreiche Vorfälle, bei denen niemand ernstlich zu Schaden kam, dafür verantwortlich. Absolut nicht alltäglich der Samstag: Nach den drei Trainingsläufen zeigte der Blick auf die Uhr einen Wert so gegen kurz vor 21 Uhr an. Auch das dürfte einer der anfangs erwähnten 2024er Glasbachrekorde sein.