Erstmals in dieser Saison kommt eine 1150er Klasse mit fünf Teilnehmern zustande. Die Familie Rauch hat ihre Fiats aus der Garage geholt. Papa Rolf führt die schwarze Limousine namens 128 Rally aus, Sohn Marco mag es sportlicher und hat sich daher für das 128 Coupé entschieden. Das Fiat-Trio vervollständigt Jürgen Heßberger, der seinen 127 Sport Martini Racing nach dem Mickhausen-Crash 2019 mit Hilfe einer anderen Karosse wieder neu aufgebaut hat. Dazu gesellen sich zwei Audi 50. Der bestens bekannte von Bernd Deutsch plus der von KW Berg-Cup Neueinsteiger Aron Gerisch. Die schnellste Trainingszeit geht mit 1:22,734 auf das Konto von Marco Rauch. Am Renntag wendet sich das Blatt, Jürgen Heßberger übernimmt das Zepter. Zwar muss der schnelle Malermeister in Lauf zwei Marco Rauch um 0,244 Sekunden den Vortritt lassen, aber der dritte Run geht wieder an Jürgen Heßberger, der final mit einem Polster von 4,777 Sekunden vor Marco Rauch gewinnt. Rang drei ist die Angelegenheit von Bernd Deutsch. Rolf Rauch ist schon in der ersten Auffahrt ausgefallen. Aron Gerisch kämpft zunehmend mit Schaltproblemen, kriegt die Gänge nicht so eingelegt wie er es gerne hätte. Nach dem zweiten Race-Heat muss er sich vom weiteren Geschehen zurückziehen.
Mit 15 Startern ist die 1,4-Liter-Abteilung sehr gut besetzt. Die imaginäre Poleposition sichert sich ein Rookie: Marc Längerer markiert sie mit 1:13,969 im VW Polo II 16V. Leider ist für den ex-Moto-Crosser danach Schluss, das Getriebe ist zerbröselt. Der Rennauftakt steht im Zeichen von Franz Weißdorn (VW Scirocco 16V), dessen erster Verfolger Nils Abb mit seinem 8-Ventiler VW Schneider Polo ist. Gut in Szene setzt sich auch Thomas Pröschel (VW Schneider Corrado 16V) als Dritter. Frank Lohmann liegt mit seinem 8-Ventiler Steilheck-Polo auf Position vier. Danach folgt Tobi Mayer (VW Minichberger Scirocco 16V). Der Youngster hatte in den Probeauffahrten einen kleinen Ausrutscher zu verarbeiten, nun spielt ihm die Technik einen Streich. Vor der Bermes Kurve bricht beim Hochschalten in den 5. Gang das Uniball-Gelenk der Schaltstange. Mit viel Glück kann Tobi vor der Kehre noch die zweite Schaltstufe reindrücken. Aber das war‘s dann mit Gangwechsel. Sowohl das folgende, gerade Stück als auch den Zielsprint, bei dem der Scirocco normalerweise nach der fünften Welle verlangt, müssen komplett im Zweiten absolviert werden. Im Cockpit dauert das gefühlt Ewigkeiten, auf der Uhr sind es exakte 2,015 Sekunden Rückstand auf Franz Weißdorn. Im nassen zweiten Durchgang unterbietet Tobi Mayer als einziger 1400er-Pilot die 1:20er Marke. Er ist nun Zweiter, liegt nur mehr 0,899 Sekunden hinter Franz Weißdorn, der nach wie vor führt. Frank Lohmann ist jetzt auf Rang drei zu finden. Tobi Stegmann, der erstmals den VW Golf 1 16V seines Teampartners Markus Hülsmann bewegt, hat sich von der Sechs auf die Vier nach vorne gefahren. Thomas Pröschel ist auf Position fünf zurück gerutscht. Die Plätze eins bis fünf sind in einem schmalen Fenster von 2,574 Sekunden zusammen gepfercht. Im Finale ist noch vieles möglich. Über allem stehen zwei Fragen: Kann erstens Franz Weißdorn mit all seiner Erfahrung und Routine den heranstürmenden Youngster Tobias Mayer hinter sich halten? Und wie sortieren sich zweitens die Positionen dahinter? Frage eins klärt Tobi Mayer mit einer weiteren Laufbestzeit zu seinen Gunsten. Er gewinnt 0,498 Sekunden vor Franz Weißdorn. Frank Lohmann verteidigt seinen dritten Platz. Mit der zweitschnellsten Marke des dritten Race-Heats zieht Thomas Pröschel noch an Tobi Stegmann vorbei. Am Ende trennen die beiden auf den Rängen vier und fünf ganze 291 Tausendstelsekunden. Den größten 1400er KW 8V-Trophy Pokal nimmt Frank Lohmann in Empfang. Rang zwei der roten Startnummern sichert sich Nils Abb, Stefan Winkler holt im Fiat 127 Platz drei.
Die Auseinandersetzung um die Vergabe der Podestplätze in der Klasse bis 1600 Kubikzentimeter mutiert zum elektrisierenden Thriller, in dem drei Hauptdarsteller für die Gänsehautmomente zuständig sind. Einer davon ist Andy Heindrichs im Opel Wiebe Corsa 16V RR. Der 27-jährige Jahresklassengewinner von 2021 gibt in den Probegalopps eine Visitenkarte ab, auf der steht: „Einziger 1600er bisher unter der 1:10er-Hürde.“ Mit 1:08,832 unterbietet er diese übrigens klar. In Rennlauf eins zieht das Top-Trio das Tempo weiter an. In 1:07,597 stürmt Patrick Orth im Opel Kadett Minichberger seines Slalom-Kumpels Stefan Faulhaber an die Spitze. Nur 0,341 Sekunden zurück folgt Andy Heindrichs. Mikko Kataja beginnt mit seinem Toyota Starlet als Dritter, hält den Anschluss, benötigt lediglich 0,797 Sekunden mehr für den ersten Run als Leader Patrick Orth. Im nassen zweiten Race-Heat schlägt die große Stunde des fliegenden, Rallye-erfahrenen Finnen Mikko Kataja. Mit klarer Bestzeit reißt er die Führung an sich, schiebt Patrick Orth und Andy Heindrichs auf die Positionen zwei und drei zurück. Alle drei trennen nur 1,439 Sekunden, wobei zwischen Patrick Orth und Andy Heindrichs lediglich 89 Tausendstel liegen. Im Finale ist die enge 1,62-Kilometer-Piste wieder trocken. Andy Heindrichs bläst zum Angriff, setzt in 1:07,166 die 1600er-Benchmark des Pfingstwochenendes. Damit erobert er Endposition zwei hinter Sieger Mikko Kataja und vor Patrick Orth, der als Dritter 2,042 Sekunden mehr auf dem Konto hat als der Klassenbeste. Platz vier ist die Angelegenheit von KW Berg-Cup Sportleiter Wolfi Glas (VW Minichberger Golf 1 16V), Fünfter wird Tobias Küpper in einem weiteren VW Golf. Kein Glück hat Sarp Bilen in der Eifel. Probleme mit dem elektronischen Gaspedal-System seines Spiess-Golf zwingen ihn bereits am Trainingsende zum Aufladen.
19 Starter machen die 2-Liter-Abteilung zur teilnehmerstärksten Fraktion des 58. ADAC/EMSC Wolsfelder Bergrennens. Erwin Buck ist der Mann des Wochenendes. Im VW Spiess-Scirocco diktiert er das Geschehen, gibt in Training und Rennen das Tempo vor. Auch ein wilder Schlenker ausgangs Wolsfeld im ersten Race-Heat bringt den KW Berg-Cup Titelverteidiger nicht aus dem Konzept. Sein Sieg ist zu keiner Zeit ernsthaft gefährdet. Zum Rennbeginn bildet sich 0,658 Sekunden hinter Erwin Buck ein Trio aus Ralph Paulick (VW Minichberger Golf 1), Lars Heisel mit seinem Opel Böhm Kadett und dem Vorarlberger Christoph Lampert im VW Minichberger Golf II von Teampartner Mario Ruwe. Zwischen diesen drei Gipfelstürmern liegen lediglich 0,421 Sekunden. Mit Rang fünf beginnt eine zweite, spannende Kampfgruppe, die zunächst Werner Weiß im Ford Escort RS 1800 anführt. Die nasse Fahrbahn des zweiten Laufes sortiert das Verfolger-Trio neu, das weiterhin um jedes Hundertstel ringt. In der Reihenfolge Lars Heisel, Christoph Lampert und Ralph Paulick ist das Zeitfenster jetzt nur mehr 0,397 Sekunden weit offen. Roland Christall hat sich mit einem starken Zwischenspurt im 8-Ventiler Opel Ascona B Frank auf Position fünf verbessert. Doch noch ist vieles möglich. Von Roland Christall bis zu Werner Weiß, der jetzt Achter ist, besteht lediglich eine Lücke von 2,29 Sekunden. Im letzten Run glänzen Erwin Buck mit einer mittleren und Lars Heisel einer hohen 1:06er-Marke. Damit sichern sie Platz eins und zwei endgültig ab. Ralph Paulick erobert Rang drei von Christoph Lampert zurück, der sein Wolsfeld-Wochenende als Vierter beendet. Und Werner Weiß ist jetzt wieder auf der Fünf zu finden. Leider kann Roland Christall seine tolle Zwischenposition nicht verteidigen, die Kardanwelle bricht im Hinterachs-Deichselrohr. Als Klassensechster ist Rookie Philip Hartkämper (VW Scirocco GTi) zugleich 2-Liter KW 8V-Trophy Gewinner. Neben Roland Christall ist der zweifache Deutsche Slalommeister übrigens der einzige weitere Vertreter der Sonderwertung mit den roten Startnummern. Das ist für Wolsfeld eher untypisch. Die Klassen-Top-Ten komplettieren Jens Weber (Opel Kadett C), Thomas Flik im Renault Mégane Cup, Jürgen Gerspacher (VW Golf III GTi) und Joachim Hummel in einem weiteren VW Scirocco.
Unsere Aufmerksamkeit richten wir nun auf die Fahrzeuge mit Motoren bis zu 3000 Kubik unter der Haube. In der Eifel gibt es zehn davon. Der flotteste Trainierer ist Hauke Weber, dem im zweiten Übungsrun mit seinem Audi 80 Quattro 1:08,264 gelingen. Derweil hadert Mitfavorit Michael Bodenmüller noch mit dem Pedal-Shift-System seinesOpel Gerent-Kadett C, dazu noch mit dessen Fahrverhalten sowie mit sich selbst. Mehr als 1:13,835 kann er am Pfingstsonntag nicht abrufen. „Da war ich ja mit meinem früheren 2-Liter-Motor schon deutlich schneller“ kommentiert er seine Zeiten. Neuer Tag, neues Spiel. Michi Bodenmüller hat seinen persönlichen Reset-Knopf gefunden und fest gedrückt. Auch die Mucken des Gerent-Kadett sind völlig weg. Das wiedererstarkte Paket setzt sich mit 1:07,049 auf Listenplatz eins. Hinter ihm, nur 198 Tausendstel zurück, wetzt Martin Bürki her. Allerdings ist das nicht unser KW Berg-Cup Martin Bürki, sondern ein total namensgleicher und wie unser Martin ebenfalls ein pfeilschneller Schweizer Slalom- und Bergpilot. Nur kommt er eben aus der Gemeinde Rubingen im Berner Mittelland, unser Martin aber aus der Stadt Thun am Thunersee im Berner Oberland. Martin Bürki II, wie wir ihn von nun an nennen wollen, war schon 2017 beim Berg-Treffen in der Eifel dabei. Damals holte er mit seinem 6-Zylinder BMW M Power E 30 nach intensivem Fight mit Günter Göser im Böhm-Kadett knappe 0,34 Sekunden vor diesem den Klassenlorbeer. Zurück zur Gegenwart: Hauke Weber findet sich auf der Drei wieder, ihm folgen Walter Terler im 8-Ventiler Kadett Coupé und Ralf Orth (BMW E46). Wie schon öfter erwähnt mischt Petrus die Karten für Race-Heat zwei neu. Hauke Weber übernimmt in diesem die Rolle des Leaders von Michi Bodenmüller. Doch der hält Kontakt, in der Addition der beiden ersten Läufe fehlen ihm nur 0,224 Sekunden auf den Spitzenreiter. Martin Bürki II ist mit etwas Respektabstand Dritter. Neuer Vierter ist nun Alexander Wolk mit seinem VW Minichberger Golf II Turbo. Im trockenen Finallauf setzt Michael Bodenmüller in 1:06,349 eine Marke nach seinem Gefallen. An diesen Top-Wert kommt lediglich noch Martin Bürki II mit 1:07,025 annähernd heran. Das ist Platz zwei für den Schweizer. Alexander Wolk klettert noch eine Position nach oben auf die Drei, Hauke Weber fällt aufgrund des Bruches einer vorderen Antriebswelle bis auf Rang vier zurück. Walter Terler seinerseits rundet sich gegenüber Ralf Orth zurück auf Platz fünf. Der KW 8V-Trophy Pokal der Klasse geht an Werner Walser mit seiner Opel Kadett Limousine.
Die Geschichte der Abteilung über 3 Liter Hubraum ist aus KW Berg-Cup Sicht rasch erzählt. Jochen Stoll beginnt das Rennen als Vierter, verbessert sich in Durchgang zwei auf Position drei. Aber im Finale verläßt er mit seinem Porsche 911 GT3 kurz vor dem Ziel das Asphaltband, untersucht rund 5 Minuten lang die Beschaffenheit einer Wiese. Das wirft ihn auf Position fünf zurück. Christian Handa (Lancia Delta Integrale Evo) sieht im zweiten Race-Heat das Ziel nicht, damit fällt auch er aus der Wertung. Noch härter trifft es Andrä Schrörs. Nach dem zweiten Trainingslauf ist er in 1:07,821 Drittschnellster der Klasse. Auf Polesetter Mario Fuchs (Mitsubishi Evo 9) fehlen 1,665 Sekunden, zu Bruno Ianniello und seinem Lancia Delta S4 sind es sogar nur deren 0,420. Dann geschieht auf der Anfahrt zu Übungs-Run drei etwas Unfassbares. Der Lotus Esprit GT2 verliert urplötzlich ohne erkennbaren Grund ein Rad. Das zwingt aus Sicherheitsgründen zum Rückzug. „Dabei bin ich die 1:07 ganz locker gefahren. Da war noch jede Menge Luft zur Verbesserung“ ärgert sich Andrä anschließend. Die Endabrechnung zeigt Mario Fuchs als Gewinner vor den beiden Österreichern Markus Schneider (Lancia Delta Integrale) und Alexander Sohm mit seinem Mazda 323 Turbo.
Damit ist das komplette KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal Klassengeschehen in Wolsfeld durchleuchtet. Als nächstes folgt hier die Vorschau auf das Ibergrennen sowie der Detailbericht vom Glasbach. Der danach wieder einsetzende 14-Tage-Rhythmus sollte es erlauben, in der Berichterstattung wieder auf aktuellen Stand zu kommen. Ich hoffe auf eure Nachsicht, dass dies in letzter Zeit nicht perfekt geklappt hat.