Nach den Bergfahrten der Gruppe-A/F/CTC-Renner ändert sich der Sound, wird um die Nuance Luftkühlung bereichert, der NSU-Bergpokal ist nun unterwegs. Seit 2001 gibt es diese Rennserie, die 2015 unter das Dach des Berg-Cup e.V. schlüpfte. 2019 waren 17 der zwischen 1965 und1972 in Neckarsulm gebauten Heckmotorfahrzeuge fest eingeschrieben. Da wir gerade bei Eckdaten sind: Das Reglement fordert 635 kg Mindestgewicht, begrenzt den Hubraum der quer installierten 8-Ventil-Triebwerke auf 1,3 Liter und die Anzahl der vorwärts gerichteten Gänge auf deren vier. Was fällt uns von außen auf? Die Heckscheiben ziert nicht wie in den beiden KW Berg-Cups (Nat. und IS) der Aufkleber von Röttele Racing, sondern das Logo der NSU-Prinz-IG. Die Startnummern gibt es seit dieser Saison in verschiedenen Farben. Alle die, die in der neu geschaffenen Klassik-Wertung mitmischen, haben Ziffern in Rot. Bleibt nur noch die Antwort auf die Frage: Wer darf denn überhaupt da dabei sein? Nun, das sind alle Teilnehmer, die die Gemischaufbereitung ihrer Motoren Vergasern überlassen oder aber mit einer mechanischen Benzineinspritzung in Kombination mit nach hinten gekrümmten Ansaugbrücken auf die Pisten gehen. Wird aus Richtung Fahrgastraum angesaugt oder die Einspritzung elektronisch geregelt dann ist es nix mit Klassik, die Startnummern haben dann zur Kenntlichmachung schwarze Ziffern.
Uff, nach so viel grauer Theorie müssen wir jetzt unbedingt auf die zehn vom NSU-Bergpokal besuchten Strecken! Auf diesen geben die bisher viermaligen Gewinner der Gesamtwertung, Steffen Hofmann und Jörg Davidovic mit neuem Fahrzeug von Anfang an bedingungslos Gas, beenden die ersten vier Wettbewerbe als Sieger, verbessern die NSU-Streckenrekorde in Schotten und am Iberg. In Homburg gerät das Projekt Titelverteidigung erstmals in Gefahr. Als sich die 2,6-Kilometer-Strecke am Renntag im Gegensatz zum Training nass präsentiert agiert Jörg Davidovic, der das Auto mit der Startnummer 510 dort fährt, im ersten Rennlauf vorsichtig, liegt auf dem ungewohnten fünften Rang. Von dem fährt er sich auf abtrocknender Piste noch bis auf die Drei nach vorne. Der Homburg-Sieg gehört allerdings Andreas Reich, es ist sein erster im NSU-Bergpokal. Auf Hauenstein verzichten Steffen und Jörg, dort heißt der Gewinner Uwe Schindler. Osnabrück läuft dann weder nach dem Schema: Platz eins und neue NSU-Benchmark durch Steffen Hofmann. In Eichenbühl wird es für die Leader nochmals knapp. Nach einem Dreher im ersten Race-Heat ist Steffen Hofmann Neunter. Er reagiert auf seine Art, fährt im letzten Run NSU-Streckenrekord und beendet den Wettbewerb als Zweiter hinter Uwe Schindler. Die letzten NSU-Siege des Jahres in St. Agatha/AUT und Mickhausen gehören Steffen Hofmann. Damit ist er im Team mit Jörg Davidovic erneut Champion. Rang zwei ist die Sache von Uwe Schindler, der nach seinem in Wolsfeld erlittenen Ölschlauchplatzer eine harte, arbeitsreiche Woche auf sich nimmt, um am Glasbach wieder dabei sein zu können. In seiner Saisonbilanz stehen zwei Siege und sieben zweite Plätze. Das Rennen um Position drei hat der 26-jährige Schwarzwälder Andreas Reich für sich entschieden. Inklusive seines Homburg-Erfolgs darf er sich über vier Podestränge freuen. Der Jahresvierte Thomas Krystofiak war einmal Zweiter und zweimal Dritter. Und dies, obwohl er die meiste Zeit der Saison mit einem schwächeren Ersatzmotor vorlieb nehmen musste. Der Fünfte der Endergebnisliste ist erst seit 2016 am Berg aktiv. 2019 präsentierte sich der Pfälzer Christoph Schwarz stark, gehörte sechsmal zu den besten fünf NSU-Piloten, setzte in Wolsfeld als Dritter sein Highlight.
Bleiben noch die „Klassiker“, die es echt spannend machten. Denn vom Beginn weg entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Michael Vogel und Wolfgang Schwalbe. Dieses fand in Österreich eine Vorentscheidung, als das Sportgetriebe an Wolfgangs Auto schlapp machte und durch ein Serienteil ersetzt werden musste, das auch in Mickhausen noch im NSU-TT-Heck steckte. Dort war die Ausgangslage klar: Wer es schafft vor dem anderen im Ziel zu sein ist auch der Gewinner der allerersten Klassik-Wertung im NSU-Bergpokal. Das gelang Mike Vogel als Fünftem, Wolfgang Schwalbe beendete das Finalrennen im bayerischen Schwabenland als Achter. Rang drei des Jahres-Rankings belegt mit zuverlässigen Resultaten Roman Szott.
Ab dem nächsten Mal, liebe Leser, werden wir uns den sieben Hubraumklassen der Internationalen Serie (IS) KW Berg-Cup zuwenden, werden einen tiefen Blick in den Saisonverlauf der gemeinsam gewerteten Renner der Gruppen H/FS/E1 riskieren. In Kürze geht es hier weiter.