In allen Bereichen echt super gelungen, so lässt sich die Auftaktveranstaltung zur neuen KW Berg-Cup Sonderwertung Hill & Track in Hockenheim am einfachsten und schnellsten auf den Punkt bringen. Top organisiert, freundschaftlicher Umgang aller Beteiligten untereinander, 47 motiviert angereiste Teilnehmer, jede Menge Pokale. Dazu Traumwetter und feinster Motorsport sowieso. Racingherz, was willst du mehr?
Mehr wissen wahrscheinlich. Darüber, was sich denn am Wochenende des 26. und 27. März in Hockenheim alles so ereignet hat. Noch schnell zum Einstieg: Gerannt wurde diesmal auf einer verkürzten Strecke, deren gut 3,7 Kilometer auch als alte DTM-Variante bekannt sind. Das heißt, die Parabolika in etwa halbiert, dann rechts abgebogen und die Spitzkehre einfach Spitzkehre sein lassen. Für diese spezielle, Bergrennauto-freundliche Version, mussten die Sicherheitseinrichtungen mehrfach umgebaut werden. Denn für die angebotenen Test- und Einstellfahrten sowie die Läufe der weiteren Serien wurde der GP-Kurs in voller Länge genutzt. Ein ganz dickes Lob an den veranstaltenden Motorsport-Club Stuttgart mit Rennleiter Heinz Weber an der Spitze für das Eingehen auf unsere Serien-Bedürfnisse. Auch in Sachen Zeitplan übrigens, der kurzfristig wegen der Umbaumaßnahmen zuerst gestrafft und dann wieder entzerrt wurde. Training also Samstag früh, Rennlauf Nummer eins spät nachmittags, am Sonntag zur besten Frühschoppenzeit das Finale.
Nun wollen wir aber zügig die Motoren starten und losbrausen. Beginnend mit den Klassen der gemeinsam gewerteten Gruppen A/F/CTC. In deren 1600er Abteilung nehmen fünf Starter den Wettbewerb auf. Die ebenfalls angemeldeten Jürgen Totz und Robert Maslonka müssen sich leider schon zuvor am Freitagabend nach Vorfällen im freiwilligen freien Fahren abmelden. Markus Fink setzt mit seinem Citroen C2 die beste Trainingszeit knapp vor Ralf Fladung (Peugeot 207) und dem amtierenden Youngster-Sieger Lukas Friedrich, der vom Honda Civic auf Ford Fiesta gewechselt hat. Auch Race-Heat 1 geht an Markus Fink. In seiner schnellsten Runde legt er 0,456 Sekunden zwischen sich und Ralf Fladung, dem 51 Tausendstel-Sekunden zurück Lukas Friedrich im Windschatten folgt. Aber, oh weh, nach dem langen und zumindest in unseren Gefilden rennarmen Winter ist die Defekthexe ausgehungert. Sie hat Lust auf eine Schaltgabel. Geschmacksrichtung Citroen C2 bevorzugt. Und schon geht bei Markus Fink nix mehr mit dem 3. und 4. Gang. Nach Lauf eins muss er seinen Renner aufladen. Der Spitzendreikampf hat sich nun in ein Duell verwandelt. In dem Ralf Fladung mächtig angast. Mit 1:52,419 knallt er die schnellste Runde seiner Klasse an diesem Wochenende auf die Piste. Das ergibt unter dem Strich, beim Addieren beider Heats, Platz eins für ihn. Lukas Friedrich ist ebenfalls flott unterwegs, 0,228 Sekunden hinter Ralf Fladung läuft er auf Position zwei ein. Rang drei sichert sich in einem weiteren Ford Fiesta Florian Hildner.
Die ursprünglich drei Autos umfassende 2-Liter Klasse löst sich noch vor Beginn des Wettbewerbs auf. Weil Werner Jetzt seinen Fiat Mirafiori nicht mit nach Hockenheim genommen hat, wird zusammengelegt mit der Abteilung über 2000 Kubikzentimeter. Training und Heat eins stehen ganz im Zeichen von „Jugend forsch“. Max Weber gibt im Mitsubishi Lancer Evo aus dem Slalomlager das Tempo vor. Papa Thomas folgt mit leichtem Abstand, steht allerdings unter Druck von Achim Kreim, der sich in Lauf 1 im schnell aus Italien von Rudi Bicciato geholten Lancer bis auf 123 Tausendstel an Thomas Weber heranzoomt. Im Training setzt sich auch Pascal Ehrmann gut in Szene. Belohnen kann er sich dafür nicht. Denn die böse Defekthexe ist immer noch auf französische Woche gepolt. Deswegen hatte sie sich zwischendurch auch kurz über den 1600er Citroen C2 von Uwe Rindt hergemacht. Getriebeöl scheint sie zu faszinieren. Und schwuppdiwupp nagt sie am nagelneuen Diff in Pascals Peugeot 207 herum. Was diesen zum Rückzug zwingt. Dem ereignisreichen Samstag will der Sonntag nicht nachstehen. Thomas Weber unterläuft gleich zu Beginn von Heat 2 ein Kunstfehler, ihm geht die Strecke aus. Das nimmt der Mitsubishi so krumm, dass auch Junior Max nicht mehr damit starten kann. Das ändert die Situation gründlich. Achim Kreim hat plötzlich alle Trümpfe in der Hand und spielt sie souverän aus zum Klassensieg. Hinter ihm läuft schon der schnellste 2-Liter-Vertreter als Zweiter ein. Das ist Gaststarter Niklas Spang, der im Renault Clio von Run 1 zu Lauf 2 etwas mehr als 2 Sekunden schneller wird. Podestplatz Nummer drei sichert sich Subaru Impreza Pilot Albert Vogt. Fehlerfrei und sich ständig verbessernd ist Maya Goldbach unterwegs, der Papa Markus schnell entschlossen das Cockpit im Renault Mégane Coupé überlassen hat. Ihre feine Leistung bringt sie auf Rang vier.
Die Fahnen des NSU-Bergpokals halten Christoph Schwarz (NSU TT) und Thomas Krystofiak mit einem 1200C hoch. Letzterer ist nicht sein bekanntes, rotes Bergauto. Sondern ein Low-Tech-Neuaufbau mit speziellem Hintergrund und ganz besonderem Design, über das wir noch gesondert berichten werden. Weil die Geschichte dazu uns das ganz einfach wert ist. Und damit zurück zum sportlichen Part. Der sich durch die Erwähnung des 1200C-Konzeptes eigentlich schon mehr oder weniger von selbst erklärt hat. Wir halten also fest: Oberster Podestplatz für Christoph Schwarz, Stufe zwei für Thomas Krystofiak.
Die Hubraumklassen der Gruppen H/FS/E1 sind nun angesagt. Zwei Autos, drei Fahrer. So sieht die 1400er-Abordnung aus. Armin Ebenhöh und Tobias Mayer fungieren als Doppelstarter auf dem Minichberger Scirocco. Zu ihnen hat sich Hansjörg Klein mit dem ex-Klaus-Bernert-Polo gesellt. Nach den Übungsrunden sortiert sich das Trio wie folgt ein: Tobi Mayer vor Armin Ebenhöh und Hansjörg Klein. Gleiche Reihung dann in Race-Heat eins. An der Spitze ist es allerdings zwischen Tobi und Armin eng geworden. Die Differenz beträgt lediglich 0,049 Sekunden. So weit, so gut. Anscheinend hat die Defekthexe die NSU verschmäht oder während deren Auftritte ein kurzes Verdauungs-Nickerchen eingelegt. Jetzt aber ist sie wieder hellwach. Und verspürt Heißhunger. Am Polo von Hansjörg Klein bringt sie das Motor-Innenleben durcheinander, danach nagt sie die rechte Antriebswelle des Minichberger-Sciroccos nicht nur an, sondern gleich komplett durch. Ersatz im Fahrerlager gibt es nicht. Und die Welle, die Mister Berg-Cup Franz Weißdorn am frühen Sonntagmorgen aus der Heimat anliefert, lässt sich mangels passender Schrauben mit Feingewinde nicht einbauen. Damit muss das Hockenheim-Kapitel im 1,4-Liter-Buch zugeklappt werden – leider!
Klein, aber fein, standfest und schnell, so präsentiert sich die 1600er-Truppe. Drei Mitglieder ist sie stark. In der Reihung des Trainingsergebnisses sind dies Sarp Bilen, der mit seinem VW Golf II den Kurs 0,186 Sekunden flotter umrundet als Toyota-Starlet-Pilot Mikko Kataja, und KW Berg-Cup Sportleiter Wolfi Glas im VW Golf. Im ersten Run stürmt Mikko Kataja an die Spitze, führt 0,439 Sekunden vor Sarp Bilen. Dritter ist Wolfi Glas. Nach dem Heat bekommt Mikkos Starlet einen großen Service verordnet, der den Wechsel der Zylinderkopfdichtung einschließt. Erst tief in der Nacht ist die Operation abgeschlossen. Dennoch zeigt sich der fliegende Finne am Sonntagmorgen bestens aufgelegt. In 1:38,699 legt er die 1,6-Liter-Zeitenlatte auf eine neue Benchmark. Das ist auch nötig, denn Sarp Bilen findet über Nacht 1,087 Sekunden und benötigt für die gut 3,7 Kilometer mit 1:38,788 nur 89 Tausendstel mehr als Mikko Kataja. Dieser steigt auf die höchste Stufe des Siegerpodiums, der Platz mit der Zwei gehört Sarp Bilen, Dritter im Stockerlbunde ist Wolfi Glas. Der hat sich im Laufe des Wochenendes nach anfänglicher Skepsis so richtig gut mit dem Rundstreckenfahren angefreundet. „Mit jedem einzelnen Kilometer steigt der Spaß-Faktor, am liebsten hätte ich gar nicht aufgehört zu fahren!“ gibt er zu Protokoll.
Trotz der krankheitsbedingten Absagen der Kadett-Piloten Michael Rauch und Alex Pleier herrscht in der 2-Liter-Klasse gut Betrieb. Acht Fahrzeuge sind im Übungs-Run unterwegs. Dessen Tempo diktiert Erwin Buck mit seinem Spiess-Scirocco. Mehr als sieben Sekunden ist er pro Runde schneller unterwegs als Werner Weiß (Ford Escort RS) und Rainer Schönborn im VW Golf. Dahinter reihen sich Marko Weirich im VW Golf und Christian Ehret mit seinem Opel Ascona B ein. Markus Reichs Trumpfkarte namens VW Corrado R sticht noch nicht, Dieter Altmann jun. kämpft mit technischen Mucken seines Peugeot 405. Ganz an der Spitze danach im Race-Heat eins nichts Neues. Erwin Buck ist souverän vorne. Zweiter ist jetzt allerdings Markus Reich, in dessen Corrado Allradtechnik Einzug gehalten hat. Beim Motor wurde Downsizing betrieben, nicht aber bei Leistung und Drehmoment. Ein Turbo ist verantwortlich dafür, er gleicht den reduzierten Hubraum mehr als aus. Rainer Schönborn liegt auf Rang drei, er hat sich an Werner Weiß vorbei gequetscht, der nun Position vier inne hat. Marko Weirich ist aktuell Fünfter. Nach Lauf eins sieht sich Werner Weiß mit einem Problem konfrontiert: Der Escort-Motor drückt Öl nach außen. Wo es genau austritt, kann nicht lokalisiert werden. Deshalb meldet sich Werner ab. „Das Fahren hier hat unheimlich viel Spaß gemacht. Aber ich will jetzt keinen Schaden riskieren. Und auf gar keinen Fall möchte ich die Kollegen durch von mir verlorenes Öl in Schwierigkeiten bringen!“ zieht der faire Vollblut-Racer Bilanz. Das Ergebnis von Heat zwei ähnelt dem des ersten. An den ersten drei Plätzen ändert sich nichts. Erwin Buck hält weiterhin die Spitze. Er ist furios unterwegs. Umrundet den Kurs in phantastischen 1:34,657. Vom Samstag zum Sonntag hat er sich um unglaubliche 1,756 Sekunden verbessert. Es ist die absolute Bestzeit im gesamten Hill & Track Feld. Rang vier holt sich sonntags Dieter Altmann. In der Addition der Top-Zeiten beider Wertungsslots gewinnt Erwin Buck souverän vor Markus Reich und Rainer Schönborn. Die Ehrenplätze vier und fünf sichern sich Dieter Altmann und Marko Weirich.
Standfest und zuverlässig agiert die Abteilung bis 3000 Kubikzentimeter. Ihre sechs Akteure sind in allen drei 20-Minuten-Slots dabei. Am Samstagfrüh gibt Christian Auer den Ton an, holt sich mit seinem BMW M3 E30 die imaginäre Poleposition. Michi Bodenmüller, der in Hockenheim zusammen mit Papa Edi auf einen Cup-Clio setzt, heißt sein nächster Verfolger. Er befindet sich in einem BMW-Sandwich, denn René Frank sichert sich beim ersten ernsthaften Einsatz im von Grund auf revidierten und in mehreren Punkten verbesserten E30 M3 Rang drei. Dicke Überraschung dann in Wertungslauf eins. Den gewinnt im aufgeladenen VW Golf Alexander Wolk 1,673 Sekunden vor Michi Bodenmüller, hinter dem im Windschatten René Frank und Christian Auer her sind. Dieses Verfolgertrio bewegt sich in einem Zeitfenster von lediglich 472 Tausendstelsekunden. Im sonntäglichen Finale zwingt schwankender Öldruck Alexander Wolk zu stark gemäßigter Gangart. Damit öffnet er dem BMW-Duo den Weg zum weiß-blauen Doppelsieg. Christian Auer fährt Laufbestzeit, ist 0,277 Sekunden schneller als René Frank. Nach der Addition der jeweils besten Runden in den Race-Heats eins und zwei steht aber René Frank als Gewinner fest. Vor Christian Auer, dem lediglich 0,166 Sekunden zum Sieger fehlen. Sicherer Dritter ist Michi Bodenmüller. Alexander Bärtl fährt seine Kadett Limousine auf Rang vier, Fünfter ist Edi Bodenmüller.
Top besetzt ist ebenfalls die Klasse über 3 Liter. Sowohl in der Anzahl als auch in Sachen Qualität, Speed und Attraktivität des Gebotenen. Zehn Starter brausen zum Training auf die Strecke, leider sind es zum Start des ersten Wertungslaufes nur mehr deren acht. Die Top-Fünf formieren sich sofort am Samstagmorgen und halten ihre bezogenen Ränge konsequent bis nach der letzten schwarz-weiß karierten Flagge strikt ein. Und damit natürlich auch in der Addition beider Race-Heats. Wir dürfen also verkünden: Platz fünf für Gaststarter Florian Arlt auf Seat Leon. Rang vier gehört Jochen Stoll im neu gestylten Porsche 911 GT3 Cup. Auf der dritten Stufe des Podestes steht der Schweizer Martin Bürki, der mit einem BMW M3 GTR unterwegs war. Platz zwei sichert sich mit dem Familien-Porsche 997 GT3 Cup André Stelberg. Der große Siegerpokal geht an Gaststarter Florian Zumsteg, der für das Team Joos Sportwagentechnik einen 3,8-Liter Porsche 991 GT3 Cup bewegte.
Was uns jetzt natürlich noch bewegt, ist ein Blick auf das Gesamt-Ranking, den wir sofort riskieren, beginnend mit Race-Run eins. Der Sieger heißt Florian Zumsteg. Er gewinnt in 1:34,791 vor Erwin Buck (1:36,413) und André Stelberg, der seine beste Runde in 1:36,667 drehte. Das Ergebnis des zweiten Wertungslaufes ist sensationell: Erwin Buck gewinnt mit der Bestzeit des ersten Hill & Track Wochenendes! 1.34,657 zauberte er mit dem 2-Liter Spiess-Scirocco 16V auf die 2010 erstmals von der DTM genutzte Variante des badischen Motodroms. Position zwei gehört Florian Zumsteg, André Stelberg ist erneut Dritter. Für die Freunde der Statistik kümmern wir uns noch schnell ums Zusammenzählen. Da ist wieder Florian Zumsteg vorne. Lediglich 0,402 Sekunden zurück folgt Erwin Buck als Zweiter. Rang drei ist die Angelegenheit von André Stelberg. Er pendelt sich 3,226 Sekunden hinter dem moderneren, stärkeren Porsche von Florian Zumsteg ein. Zu Erwin Buck sind es 2,864 Sekunden Differenz.
Der Auftakt zu Hill & Track 2022 im KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal war in jeder Hinsicht ein traumhaftes Wochenende. Das lässt optimistisch nach vorne blicken. Zunächst auf den Beginn am Berg. Der wird am 23. und 24. April in Schotten sein. Danach ist wieder Hill & Track angesagt. Vom 13. bis 15. Mai in Oschersleben, im Rahmen des „Preis der Stadt Magdeburg“. Drücken wir uns und allen Beteiligten, Freunden und Fans die Daumen, dass dies alles wie geplant über die Motorsport-Bühne geht, die in den beiden letzten Jahren leider viel zu leer bleiben musste.