„Cars & Fun“, das war das Motto des 45. Osnabrücker ADAC Bergrennens in der Borgloher Schweiz am 04. und 05. August 2012. Und von beidem gab es reichlich, gewürzt mit einer kräftigen Prise internationalem Flair. Denn auf dem 2,03 Kilometer langen Uphöfener Berg ging es auch um Zähler zu FIA Hillclimb Challenge und Cup sowie um Punkte zur Luxemburger Bergmeisterschaft, um die sich ein hochkarätiges Fahrerfeld bewarb. Die vier Trainingsläufe am Samstag gingen trocken und sehr flott über die Bühne. Auch am Rennsonntag offerierte der Kurs zum pünktlichen Beginn beste Bedingungen. Die „Eilgenosse“ Marcel Steiner sofort nutzte, um im Osella FA 30 mit 53,01 Sekunden einen neuen, phantastischen Streckenrekord in den Asphalt zu brennen. Leider spielte Petrus nicht den ganzen Tag über mit, schickte mitten im zweiten Wertungslauf einen heftigen Regenschauer, ließ es dann aber im dritten Heat ab etwa 14:00 Uhr wieder zügig auftrocknen. Und bescherte so zum Finale im vierten Lauf wieder Top-Konditionen.

Der Wetter-Mix traf auch die Klassen des KW Berg-Cups, sorgte in diesen für  zahlreiche Positionswechsel. Allerdings nicht an der Spitze der 1150er Fraktion. Denn dort hatte sich bereits im Training Tobias Stegmann häuslich eingerichtet. Diese Position hielt er auch im Rennen besetzt, verteidigte sie im Schneider Audi 50 bis ins Ziel, gewann zum bereits dritten Mal in dieser Saison seine Klasse. Dahinter tobt der Zweikampf zwischen Bernd Deutsch (Schneider Audi 50) und Thomas Stelberg im Schneider Polo 16V um die restlichen Podestplätze. Zu Beginn ist Thomas Zweiter, in Lauf zwei geht Bernd an ihm vorbei, nimmt ihm auch im dritten Durchgang noch etwas Zeit ab. Im finalen Run lässt dann Thomas Stelberg den Schneider Polo nochmals richtig fliegen, markiert in diesem Heat die schnellste 1150er Laufzeit, kommt noch bis auf 7 Hundertstel Sekunden an Bernd Deutsch heran, muss sich aber letztendlich knapp geschlagen mit der 3. Position zufrieden geben. Peter Richter (VW Capricorn Polo) und Jörg Eberle im Fiat 127 Sturm Keepsake holen sich in dieser Reihenfolge die Ehrenplätze vier und fünf. Auf dem 1150er KW 8V-Trophy Siegerpodest steht Tobi Stegmann ganz oben, flankiert von Bernd Deutsch auf P2 und Peter Richter als Drittem. Tobias Klimsa verzichtete übrigens als „Jung-Papa“ auf die Reise nach Osnabrück, vertauschte für dieses Wochenende den Schneider Polo mit dem Kinderwagen. 

Ereignisreich verläuft das Wochenende auch für die 1,3-Liter Piloten. Nach dem Training sind Armin Ebenhöh, Franz Weißdorn und André Stelberg auf den Rängen eins bis drei nur durch 0,43 Sekunden getrennt. Allerdings stammt Andrés Zeit aus Lauf 1, im zweiten kommt er als Folge eines Schaltproblemes bei Posten 11 von der Strecke ab, rauscht vehement in die Reifenstapel. Dabei wird der Schneider Polo 16V des bis dahin in der Berg-Cup Division I Führenden so stark beschädigt, dass die Saison für ihn vorzeitig zu Ende ist. Der Rennauftakt am Sonntag ist furios, verspricht Spannung pur. Das Führungstrio Franz Weißdorn (Polo 16V), Armin Ebenhöh und Manfred Konrad trennen lediglich 0,172 Sekunden! Als Run 2 ansteht, fallen die ersten Tropfen. Diese beeindrucken Armin Ebenhöh nicht wirklich, er knöpft seinem Schwiegervater Franz Weißdorn knapp eine Sekunde und die Klassenführung ab. Manfred Konrad legt im VW Corrado 16V eine Pirouette ein, schlägt leicht an, fährt weiter, verliert nur etwa 5 Sekunden und behält Platz drei. In der dritten Auffahrt des Tages fallen die Vorentscheidungen, wieder steht Posten 11 dabei im Brennpunkt. Diesmal ist Armin Ebenhöh der Leidtragende, hat aber Glück im Unglück. Zwar durchschlägt er die Reifenketten, trifft aber mit dem Minichberger Polo 16V genau die Lücke zwischen zwei dicken Bäumen, zerstört hauptsächlich äußeren Kunststoff. ADAC Ostwestfalen-Lippe Junior Marcel Hellberg nutzt im Dingerdissen-Polo die Gunst der Stunde, schiebt sich bei seinem ersten Bergrennen überhaupt mit sauberen Fahrten auf Klassenrang drei nach vorne, gibt eine eindrucksvolle Visitenkarte ab. Im Finale geht niemand mehr ein Risiko ein. Franz Weißdorn gewinnt vor Manfred Konrad im express-reparierten Corrado und Marcel Hellberg. Christof Hörnig ist vor Klaus Streiberger der schnellere der beiden verbliebenen, in der KW 8V-Trophy eingeschriebenen Piloten (beide VW Polo). „Golfer“ Markus Hülsmann rutscht bei seinem Heimspiel im dritten Run bei Posten 8 in den Graben und braucht fremde Hilfe, um wieder auf die Strecke zu kommen. Er ist zwar im 4. Lauf wieder dabei, kann aber nicht mehr gewertet werden.

In der 1600er Trainingsergebnisliste ist Helmut Maier im Spiess Golf 16V ganz oben zu finden. Vor Tobias Auchter (Zöllner Corsa 16V) und Manfred Schulte im Citroen AX Kit-Car. Genau so lautet auch das Schlussresultat. Doch bis es soweit ist geschieht einiges. Am Sonntagmorgen stürmt Tobi Auchter an die Spitze, gefolgt von Helmut Maier und Werner Heindrichs im Veytal Corsa 16V. Lauf 2 bringt die Wende. Wir erinnern uns: Die Bahn wird feucht. Helmut Maier wittert Morgenluft, wirft all sein Können, seine Routine und Erfahrung aus X-Rennjahren in die Waagschale. Und dreht den Spieß prompt um. Nein, nicht seinen treuen Spiess Golf, sondern den Rennstand. Er führt jetzt mit 1,116 Sekunden. Werner Heindrichs ist da schon nicht mehr dabei. Eine in Homburg beschädigte Bremsleitung zwingt den Belgier zur Kapitulation. Selbiges ist für Tobias Auchter keine Option, er kämpft aufopferungsvoll bis zum Schluss. Mit zwei 1600er Laufbestzeiten zoomt er sich wieder an Helmut heran. In der Schlussabrechnung fehlen im 11 Hundertstelsekunden zum Sieg.

Die Schlüsselfrage der 2-Liter Klasse lautet: Wie kommt Berg-Heimkehrer Jörg Weidinger beim ersten Einsatz mit dem BMW 318i STW seines Teampartners Dieter Rottenberger zu Recht? Einen ersten Aufschluss gab das Training, das Jörg als Schnellster beendete. Vor Hansi Eller, Basti Schmitt, Roman Sonderbauer und Ralf Kroll im Lehmann Golf 16-Ventiler. Die gleiche Reihung gibt es nach Rennlauf eins. Mit einer Ausnahme: Bekannt einsatzfreudig presst sich Youngster Patrick Orth im BMW 320 iS an Ralf Kroll vorbei auf Rang fünf. Jörgs Führung beträgt eine knappe halbe Sekunde. Im zweiten Run ist Hansi Eller einen Wimpernschlag schneller als Jörg Weidinger, treibt den Minichberger Scirocco 16V zur Laufbestzeit. Dieses Kunststück zelebriert er auch im dritten Durchgang, verkürzt seinen Rückstand auf Jörg auf 21 Hundertstelsekunden. Ein Lagerschaden reißt Patrick Orth aus dem Wettbewerb, Werner Weiss übernimmt im Ford Escort Zakspeed BDA die fünfte Position. Vorne ändert sich sonst nichts. Im finalen Showdown macht Jörg Weidinger alles klar. In 1:02,730 setzt der zweifache Berg-Europameister die schnellste 2-Liter Einzellaufzeit des Wochenendes und stürmt zum Klassensieg. Mit Platz 2 sichert Hansi Eller „Big-Points“ zum Projekt Titelverteidigung. Sebastian Schmitt fährt den 1,89 Meter breiten Gerent Kadett auf Rang drei. Weitere Klassenpokale sichern sich auf den Positionen vier bis sieben Roman Sonderbauer (P4/Risse Kadett 16V), Werner Weiss (P5), Frank Brügge (P6/VW Golf 16V) und Jens Weber (P7/Opel Kadett 16V) bei seinem ersten KW Berg-Cup Rennen in dieser Saison. Die Top-Ten vervollständigen Thomas Flik im Renault Clio Williams als Achter sowie Ingo Lorig (P9/VW Golf 16V) und Bernhard Lang im Ford Escort RS 2000 Spezial als Zehnter. Den Letztgenannten treibt die in 2012 neue Frank-Motorenpower in der Borgloher Schweiz zum Gewinn der 2-Liter KW 8V-Trophy. Johann Hatezic (Opel Ascona B) steigt als Zweiter mit auf das Sonderwertungs-Siegerpodest. Christian Dümler belegt im VW Golf Rang drei, Vierter wird Ralf Orth im BMW 320i seines Teampartners Manfred Bläsius. Der nach dem ersten Lauf das 8-Ventiler Ranking anführende Stefan Faulhaber touchiert in der zweiten Auffahrt eine Streckenbegrenzung und muss den weißen Briegel Kadett vorzeitig abstellen. Die H über 2000 Kubikzentimeter gewinnt Ralf Iwan im Opel Kadett vor BMW 320 iS Pilot Thorsten König und Wilko de West (Opel Kadett). Thomas Ostermann wird im Hartge BMW Vierter.

Wegen der beiden FIA Prädikate werden in Osnabrück die Gruppen E1 und FS getrennt von der Gruppe E2-SH ausgeschrieben und gewertet. Die Klasse bis 1400 Kubik gewinnt der Luxemburger Pascal Becker (VW Polo) als „Alleinunterhalter“. Bei den 1600ern lässt Manfred Lewe im Brügge Golf 20V nichts anbrennen und sichert sich den Klassensieg vor Mario Jurisic aus Rijeka im Citroen AX. Bei den 2-Litern behält Rainer Schönborn im VW Golf 16V klar die Oberhand über Jürgen Schuster im Wankelmotor Mazda RX7 und Luxemburgs Georges Goedert (Renault Clio Cup) als Drittem. Die Klasse 42 (E1/FS über 2000 ccm) wird zur Auseinandersetzung der PS- und Drehmomentgiganten. Der erste Führende heißt Herbert Stolz im Bi-Turbo Porsche 935 DP II. Im zweiten Lauf demonstriert der Schweizer Toni Büeler eindrucksvoll die Traktionsvorteile seines Mitsubishi Lancer EVO 6 RS und katapultiert sich an die Spitze des Tourenwagenfeldes, die er trotz eines kleinen zeitlichen Nadelstiches von Herbert Stolz im dritten Durchgang nicht mehr abgibt. Der Innsbrucker Porsche Pilot wird Zweiter vor Dan Michl im ultraflachen Opel Michl Speedster 2.8 und Daniel Schrey, der die spektakuläre Rundstrecken Dodge Viper den Uphöfener Berg hinauf wuchtet und im US Muscle-Car dabei immer bessere Zeiten auf die Piste knallt.

Beide Klassen der Gruppe E2-SH, bis und über 2-Liter Hubraum, werden im Handstreich erobert. Günter Miethke ist mit seinem VW Käfer 1302 RS Einzelstarter, bietet eine saubere Vorstellung und gewinnt logischerweise seine Klasse. Gleiches gilt für Klaus Hoffmann im Opel Astra DTM V8. Nachdem Norbert Brenner seine ABS Probleme am Opel Vectra DTM V8 nicht bis zu seiner Startzeit im ersten Wertungslauf lösen kann ist sein Renntag früh beendet. Und Klaus Hoffmann deshalb alleine unterwegs. Den KW Berg-Cup Youngster „Sofort-Hunderter“ sichert sich Bea Flik im gelben Renault Megane Cup. Sie ist zugleich die schnellste Dame in der Borgloher Schweiz.

Fünf Rennen sind in der 25. Saison des KW Berg-Cups noch zu fahren. Die Spannung wächst. Alle Fahrer und Teams, die zumindest dreimal gut gepunktet haben, dürfen sich noch Hoffnungen auf die vorderen Plätze in den verschiedenen Wertungen des KW Berg-Cups machen. Denn die acht besten aus elf Rennen, das ist das Wertungskriterium. Und um auf Nummer sicher zu gehen, werden alle Teilnehmer auch im noch langen Rest der Saison ihr Maximum geben, werden die Grenzen der Fahrphysik ausloten. Da sollten auch wir uns nichts entgehen lassen. Der nächste KW Berg-Cup Auftritt findet in der Rhön statt. Am 18. und 19. August auf der Hochgeschwindigkeitspiste des 43. AvD/MSCR Hauenstein Bergrennens. Bis dahin!





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