Es gibt Rennen, die sich ganz besonders tief ins Gedächtnis einprägen. Zu dieser Kategorie zählt ganz ohne Zweifel das 39. Homburger ADAC Bergrennen am 14. und 15. Juli 2012. Denn die Anforderungen an Teilnehmer, Organisatoren und Helfer waren mannigfaltig und anspruchsvoll – auf und auch neben der Strecke. Denn alleine diese zu erreichen war bereits eine echte Herausforderung. Der immer wieder einsetzende, teilweise heftige Regen, hatte die Fahrspuren im Wiesen-Fahrerlager grundlos tief aufgeweicht. Und so kamen nur einige wenige Autos aus eigener Kraft auf die asphaltierte Straße Richtung Start. Erst massive Arbeiten mit Radladern und das Einbringen von jeder Menge Rindenmulch schafften Abhilfe. Trotzdem gingen die drei ausgeschriebenen Trainingsläufe – wenn auch notgedrungen mit gemischter Startreihenfolge – im vorgesehenen Zeitrahmen mal mit mehr, mal mit weniger und manchmal auch ganz ohne Regen über die Bühne. Durch die unterschiedlichen Streckenverhältnisse waren die Trainingsergebnisse wenig aussagekräftig.

Echte Hoffnungen auf einen trockenen Renntag machte sich vermutlich niemand im Feld der 140 Starter. Schon gar nicht nach dem Studium diverser Wetterberichte, die allesamt bis zum Sonntagmittag Niederschläge und danach das Risiko von Schauern prognostizierten. Regenreifen waren erste Wahl für Wertungslauf Nummer eins auf den selektiven 2,6 Kilometern der Käshofer Straße. Danach begann es aufzutrocknen, im zweiten Heat purzelten die Zeiten nach unten. Alles lief wie am Schnürchen, Unterbrechungen hatten Seltenheitswert. Erst im 3. Run gab es Schwierigkeiten, technische Probleme an den Fahrzeugen und Ausritte häuften sich. Mitten in der 2-Liter Klasse der Gruppe H begann es wieder zu regnen, ja zu schütten. Unterbrechung – Reifenwechsel. Es läuft weiter bis zur Klasse 39, Gruppe FS/E1/E2SH bis 1300 ccm. Leader Canio Marchione verteilt nach einem Defekt das Getriebeöl seines Fiat 127 zwischen Posten 5 und 8, bleibt stehen. Rennleitung und Streckensicherung begutachten den rund 300 Meter langen, verschmierten Abschnitt, diskutieren und erwägen praktikable Maßnahmen. Aber die herrschende Nässe und die fortgeschrittene Zeit geben keinen Spielraum: Um 17:50 Uhr wird das Rennen abgebrochen, die Wertung erfolgt gemäß dem Stand nach Lauf zwei. Und so bleiben einerseits manche Heldentaten und Bravourleistungen des begonnen dritten Durchganges ebenso unbelohnt wie andererseits einige technische Gebrechen, Böschungskontakte und anderes Malheur ungesühnt.

Daher sind die Geschichten der einzelnen Klassen schnell erzählt. Thomas Stelberg und Jürgen Schneider (Polo 16V) sind bei den 1150ern nicht vom Glück begünstigt. Nach den zwei Auftakt Klassensiegen muss das Team den zweiten Ausfall in Folge mit technischen Problemen im Training verkraften. Im Rennen sind die 8-Ventiler deshalb unter sich. Motiviert vom Iberg-Sieg stürmt Tobias Stegmann im Schneider Audi 50 an die Spitze, gefolgt von den Fiat 127 Piloten Jörg Eberle und Jürgen Heßberger. So lautet auch der Endstand nach Lauf zwei. Die Positionen 4 und 5 holen sich Bernd Deutsch (Schneider Audi 50) und Uwe Werner im Ford Fiesta RS. Regenwetter – Spöri-Wetter. Der 2011 geprägte Spruch gilt auch 2012. Denn am schwarzen Suzuki Swift 4WD führt kein Weg vorbei. Markus Spöri gewinnt nach Eschdorf zum zweiten Mal in dieser Saison die 1,3-Liter Klasse. Daran können auch Armin Ebenhöh (P2, Minichberger Polo 16V) und Altmeister Franz Weißdorn (P3) im von der Konkurrenz respektlos „Bat-Mobil“ getauften, flügelbewehrten VW Polo/Honda trotz vollem Einsatz nichts ändern. Genauso wenig wie André Stelberg (P4) und Jürgen Gehrig auf Rang 5 in ihren Polo 16-Ventilern. Die Reihung der 1300er KW 8V-Trophy Teilnehmer lautet von Platz 1 bis 4 Christof Hörnig, Nils Abb, Klaus Streiberger (alle VW Polo) sowie Markus Hülsmann im VW Golf.

In der nächsten Abteilung, bei den 1600ern, findet Tobias Auchter mit dem Zöllner Corsa 16V nach dem Wolsfeld Unfall zu alter Form und Kampfkraft zurück. Bestens aufgelegt setzt er im 1. Run alles auf eine Karte, distanziert Hans Paulitsch um stolze 3,19 Sekunden. Diesem wiederum sitzt der Belgier Werner Heindrichs (Veytal Corsa 16V) mit einem Minimalrückstand von 27 Hundertstel Sekunden im Nacken. In Lauf 2 wittert der Vorarlberger Hans Paulitsch Morgenluft, bläst im über 250 PS starken Minichberger Scirocco bedingungslos zur Attacke, setzt eine klare 1,6-Liter Laufbestzeit. Doch noch bleiben Tobias Auchter 0,163 Sekunden Vorsprung, die letztlich zum Klassengewinn reichen. Vor Hans Paulitsch und Werner Heindrichs. Die Ehrenplätze 4 und 5 gehen an Berg-Cup Neueinsteiger Ralf Gazelkowski (Ford Puma) und Citroen AX Kit Car Pilot Manfred Schulte. Auf Rang 6 läuft der schnellste 8-Ventiler ein, Jürgen Seitz im Ford Escort. Bei den 2-Litern meldet sich Holger Hovemann im roten Risse Kadett 16V seines Teampartners Henning Göbel eindrucksvoll auf der Erfolgsspur zurück, beansprucht die Führung für sich. Youngster Patrick Orth kommt ihm im BMW 320 iS am nächsten, gefolgt von Roman Sonderbauer (Risse Kadett 16V), Sebastian Schmitt und Mario Minichberger im 16-Ventiler Minichberger Scirocco. Im zweiten Durchgang spielt Sebastian Schmitt die Vorzüge seines ultrabreiten Gerent Kadett voll aus, schiebt sich mit der schnellsten 2-Liter Zeit auf Rang zwei nach vorne, zwischen den führenden Holger Hovemann und Patrick Orth auf Position drei. Durch den späteren Rennabbruch wird aus dieser Reihung der Endstand. Roman Sonderbauer beendet den Wettbewerb als Vierter, Norbert Wimmer prügelt seinen blauen BMW 2002 auf Klassenrang 5 und gewinnt die 8-Ventiler Wertung. Peter Naumann schlüpft im aufgeladenen VW Polo an Mario Minichberger (P7) vorbei auf Platz sechs. Michael Rauch ist auf Klassen-Position 8 im weißen Briegel Kadett zugleich Zweiter der 2-Liter KW 8V-Trophy. Die Top-Ten komplettieren Renault Clio Pilot Thomas Flik als Neunter und „Golfer“ Ingo Lorig als Zehnter. Rookie Christian Dümler (VW Golf) steigt als Dritter mit auf das 8-Ventiler Podest, die Ehrenplätze 4 und 5 dieser hart umkämpften Sonderwertung sichern sich Hans-Dieter Seitz und Bernhard Lang, beide auf Ford Escort RS 2000 unterwegs.

Der frühere Daihatsu Charade Pilot Mario Fuchs tritt erstmals bei einem Bergrennen in einem Mitsubishi Lancer EVO 9 an und entscheidet die Gruppe H über 2-Liter im Handstreich für sich. Berg-Cup Rookie Harald Ludwig wuchtet seinen BMW M3 E36 auf Platz zwei, Dritter wird Thomas Ostermann im BMW E30 Hartge.Trotz seines eingangs geschilderten Ausfalles gewinnt der Luxemburger Canio Marchione im Fiat 127 auf Grund des von ihm selbst verursachten Abbruches die 1300er Klasse der Gruppen FS/E1/E2SH. NSU Tuner Edgar Reich holt sich mit seinem TT Rang zwei, Position drei geht an Polo-Pilot Marco Kunz. Die nächsthöhere Klasse bis 1,6-Liter Hubraum steht im Zeichen der Rallye-Experten. Sven Koob behält im leicht betagten Citroen Saxo VTS die Oberhand vor der saarländischen Nachwuchshoffnung Jörg Broschart im brandaktuellen Citroen C2 R2 MAX. Das Siegerpodest komplettiert auf der dritten Stufe der Luxemburger Claude Soisson (Honda Civic).

Die 2-Liter Klasse der Gruppen FS/E1/E2SH erfreut sich eines immer größeren Zulaufes. Als logische Konsequenz daraus wird die Luft an der Spitze immer dünner. Das bekommt auch Rainer Schönborn (VW Golf I 16V) deutlich zu spüren, der sich mit seinen bisherigen Saisonerfolgen selbst zum Top-Favoriten gestempelt hat. Zwar steht er nach Lauf 1 ganz oben in der Zwischenergebnisliste, aber der Oberbayer Michael Dandl im BMW 320 iS und Ralf Kleinsorg (BMW 316) folgen dichtauf. In der zweiten Auffahrt ist Michi Dandl im Angriffsmodus unterwegs, zieht an Rainer Schönborn vorbei. Somit steht er am Ende ganz oben auf dem Siegerstockerl, begleitet von Rainer Schönborn (P2) und Ralf Kleinsorg als Drittem. Günter Göser (Kadett 16V) fährt in seinem ersten Berg-Cup Rennen 2012 als Vierter lediglich um 0,17 Sekunden an einem Podestplatz vorbei. Knapp dahinter erobert Jürgen Schuster im Wankelmotor angetriebenen Mazda RX 7 Position fünf.   

Bleibt noch eine Klasse, die über 2000 ccm. Die es einmal mehr in sich hat. Nach Lauf 1 führt Klaus Hoffmann im Opel Astra V8 DTM das Tourenwagenfeld an. Mit einer einzigen Tausendstel-Sekunde Vorsprung auf Herbert Stolz im Porsche 935 DP II. Norbert Brenner hadert mit Schaltproblemen am Opel Vectra V8 DTM, fängt sich einen Rückstand von mehr als 5 Sekunden ein und beendet den Wettbewerb vorzeitig. Im 2. Wertungslauf distanziert Klaus Hoffmann Herbert Stolz überraschend deutlich, fährt zum Tourenwagensieg und zum megastarken Rang zwei in der Gesamtwertung. Herbert Stolz behauptet als Gesamtdritter Platz 2 in der Klasse. Streckenneuling Yannick Bodson aus Belgien wird im Training von technischen Problemen am 480 PS Mitsubishi Lancer EVO 8 RS eingebremst, holt sich aber im Rennen mit immer schneller werdenden Zeiten Klassenrang drei. Vom Umfeld sichtlich begeistert will er nun öfters die Reise an Deutschlands Berge antreten.Nach Homburg führt Franz Weißdorn weiterhin die Berg-Cup Division I an. Vor André und Thomas Stelberg sowie Armin Ebenhöh/Wolfgang Glas. Die Div. II sieht Andrea und Rainer Schönborn in Front. Norbert Wimmer ist hier im 8-Ventiler BMW 2002 Zweiter, auf Position 3 finden wir Klaus Hoffmann. Die Gesamt-Leader sind unverändert Andrea und Rainer Schönborn, es folgen Franz Weißdorn und das Team André und Thomas Stelberg. Die KW 8V-Trophy steht im Zeichen von Norbert Wimmer, Bernd Deutsch (P2) sowie Stefanie Deutsch/Tobias Stegmann vervollständigen im Moment das imaginäre 8-Ventiler Siegerpodest. Patrick Orth holt sich in Homburg als erfolgreichster Berg-Cup Youngster einen weiteren „Sofort-Hunderter“ und führt diese Sonderwertung klar vor Bea Flik (Renault Megane Cup) und Patrick Spahr im BMW 318 16V an. Bei den Rookies hält nach wie vor Harald Ludwig die Spitze, muss aber auf die immer stärker werdenden Christian Dümler und Ralf Gazelkowski achten, die zurzeit auf den Positionen 2 und 3 liegen.

Für ernsthafte KW Berg-Cup Erfolgsprognosen ist es nach 4 gefahrenen Rennen noch zu früh. Aber eins steht fest: Für alle, die im bisherigen Saisonverlauf weniger als zumindest zwei Top-Resultate geholt haben, gestaltet sich der Weg zum KW Berg-Cup Gipfel immer schwieriger und steiler. Sieben Rennen stehen noch im Terminkalender 2012. Die acht besten Resultate jedes Fahrers bzw. Teams werden gewertet. Da darf im „heißen KW Berg-Cup Herbst“ nichts mehr schief gehen. Weder bei Mensch noch bei Material. Bereits in gut einer Woche geht es mit dem 17. ADAC Glasbachrennen vom 27. bis zum 29. Juli weiter. Auf der mit 5,5 Kilometer längsten Bergrennstrecke in Deutschland, auf der es drei Wertungsläufe zu absolvieren gilt. Dort, in Thüringen, treffen die KW Berg-Cup Recken auch auf internationale Konkurrenz aus der FIA Hill Climb Challenge, dem FIA Hill Climb Cup und der Tschechischen Bergmeisterschaft. Höchste Zeit also, die Reise nach Thüringen zu planen und zu buchen. Zum nächsten Top-Bergrennsport Event. Wir sehen uns dort – bis dann!





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