Jahrzehnte schon gehört St. Agatha fix zum KW Berg-Cup Kalender. Legendäre Fights der besten rot-weiß-roten Gipfelstürmer mit der Elite der KW Berg-Cup’ler begeisterten beim Event in Oberösterreich die Zuschauermassen, begründeten den guten Ruf unserer Rennserie im Nachbarland. Das sprach sich natürlich herum, führte zu weiteren Anfragen. Eine ganz konkrete kam von Emsi-Motorsport, dem Veranstalter des Bergrennens St. Anton an der Jeßnitz. Von 2013 bis 2019 war der einzige niederösterreichische Gipfelsprint Bestandteil unseres Programms. 2020 nahm sich die sympathische Truppe rund um Chef Helmut Emsenhuber eine selbst verordnete Auszeit, da die Hauptorganisatoren lange aufgeschobene, wichtige Dinge im privaten Umfeld zu erledigen hatten. Dies allerdings mit klarem Zeitplan und Ziel vor Augen: Dem 22. Int. Bergrennen St. Anton an der Jeßnitz 2021.
Wenn wir nun St. Agatha als erstes und St. Anton an der Jeßnitz als zweites Kapitel der Beziehungsgeschichte zwischen dem KW Berg-Cup und österreichischen Berg-Veranstaltungen betrachten, dann wäre dem 2020 gemäß Plan sogar noch ein drittes Kapitel angefügt worden. Denn genau am Wochenende 16./17. Mai hätte der Berg-Cup Tross nach Kärnten reisen sollen. Nach St. Urban in der Nähe des malerischen Ossiacher Sees. Das Corona-Virus hat dieses Unternehmen gestoppt. Wobei es für die Veranstaltung selbst bisher noch keine Absage gibt und auch eine Verschiebung alternativ möglich ist.
Da St. Urban/Simonhöhe 2020 erstmals im KW Berg-Cup Kalender stand, besitzen wir kein Material von vorherigen Auflagen. Deshalb wollen wir uns heute dem zweiten Kapitel unserer Österreich-Gastspiel-Aufzeichnungen widmen. Und auf unsere erste Beteiligung an St. Anton 2013 zurückschauen. Auf eine Zeit also, in der zum Beispiel Armin Ebenhöh noch im Minichberger Polo 16V von Wolfi Glas unterwegs war und Jörg Weidinger im Dieter Rottenberger BMW 318i STW E36 in 1:20,574 über die 3,2 Kilometer der Steinleiten-Strecke zum Klassensieg und auf Tourenwagenrang drei stürmte. Übrigens gehörten damals unter anderen Andrä Schrörs mit seinem Talbot Lotus sowie Rüdiger Julius-Bernhart im jetzigen Minichberger BMW 2002 noch zu den zahlreichen Klassenkonkurrenten von Jörg. Dies alles und noch viele weitere Details des freundschaftlichen deutsch-österreichischen Gipfelsprint-Länderspiels könnt ihr im folgenden Original-Rennbericht nachlesen. Viel Spaß dabei!
Der KW Berg-Cup in St. Anton an der Jeßnitz/A: Starker Auftritt, tolle Resultate
Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: St. Anton im österreichischen Ötscherland war die Reise absolut wert. Auch wenn sich diese für viele KW Berg-Cup‘ler durch die verheerende Donau-Isar-Hochwassersituation langwieriger gestaltete als angenommen. Die „Bestmarke“ in dieser Beziehung dürfte wohl Andrä Schrörs gehören, der 15 Stunden am Stück unterwegs war. Aber das „15. Internationale Bergrennen St. Anton an der Jeßnitz“ am 08. und 09. Juni 2013 und die aufgeschlossene, kompetente und freundlich entgegenkommende Veranstaltertruppe von Emsi-Motorsport entschädigen in Verbindung mit den höchst anspruchsvollen 3,207 Kilometern der „Steinleiten“ Rennstrecke für alle Unbill und Strapazen. Zumal obendrein Petrus ein Einsehen hat und das Bergrenn-Völkchen mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen verwöhnt.
Der Trainingssamstag bringt einige Aufregung in die KW Berg-Cup Abordnung, sorgt für Arbeit im Fahrerlager. Rüdiger Julius-Bernhart und Jörg Weidinger bleiben im ersten Probegalopp fast zeitgleich auf der Strecke stehen. Bange Minuten, dann schnelle Entwarnung: An Rüdigers ex-Gruppe 5 BMW 2002 spielen die Zündkerzenstecker verrückt, lösen sich von selbst, legen einen Zylinder lahm. Und am von Jörg erstmals in diesem Jahr pilotierten Dieter Rottenberger BMW 318i STW streikt der Gaszug. Doch damit nicht genug: Auch Gerhard Moser muss am Polo Kit-Car von Team-Partner Thomas Klingelberger Hand anlegen. Eine Befestigung der Benzingalerie, die den Treibstoff zu den Einspritzdüsen leitet, bricht. Der Sprit sucht sich neue Wege ins Freie, legt den blauen Renner lahm. Roman Sonderbauer vermisst im Ziegler Kadett 16V urplötzlich den fünften Gang. Ohne den geht es aber auf der Steinleiten nicht. Also Getriebe raus und zerlegt. Die Moser Brüder fungieren als technische Ersthelfer, eine gebrochene Schaltgabel wird diagnostiziert, eine einfallsreiche Notoperation schafft Abhilfe. Auch Daniel Bayer bleibt nicht verschont. Er muss den Kadett-Schaltbock verarzten, mittendrin dann auch seine rechte Hand, die bei der Arbeit Blessuren erleidet. Nach dem Studium der Trainingsdaten tüfteln zumindest Franz Weißdorn, Peter Naumann und Andrä Schrörs an der optimalen Übersetzungs-Balance zwischen Top-Speed und maximaler Zugkraft aus den 15 Steinleiten-Kurven heraus, übersetzen ihre Boliden zwischen Trainingsschluss und Abendessen kürzer.
Neben technischen Aspekten hat der St. Anton Übungstag auch sportliche Highlights parat. In der 1400er Klasse gibt das KW Berg-Cup Polo-Trio Hugo Moser, Armin Ebenhöh und Franz Weißdorn den Ton an, bestimmt das Tempo. Eine Klasse höher, bei den 1,6-Litern, hat Österreichs Manfred Aflenzer bei seinem Berg-Comeback nach mehrjähriger Pause einen Solo-Gala-Auftritt, treibt das neu aufgebaute Polo Coupé zu unglaublichen Zeiten. Mit Respektabstand folgt Robert Unger (VW Golf), Helmut Maier hält als Dritter im Spiess Golf 16-Ventiler die KW Berg-Cup Fahnen hoch. Mindestens genauso beeindruckend wie die Aflenzer-Berg-Rückkehr ist das St. Anton-Debüt von Jörg Weidinger. In seinem allerersten beendeten Lauf brennt der Doppel-Berg-Europameister phänomenale 1:21,917 in den Asphalt, schockt damit Österreichs Elite, ist sechster der Trainings-Gesamtwertung und zweitschnellster Tourenwagen.
Das Rennen wird nach dem Motto „die besten zwei von drei Wertungsläufen“ ausgetragen. Bei den 1,4-Litern geben auch im Rennen die KW Berg-Cup 1300er den Ton an, allerdings formiert sich das soundgewaltige Hochdrehzahl-Trio um, präsentiert sich in neuer Besetzung. Armin Ebenhöh übernimmt im Minichberger Polo 16V seines Teampartners Wolfi Glas die Rolle des Dirigenten, überzeugt bei seinem ersten 2013er Einsatz und gewinnt 1,40 Sekunden vor Schwiegerpapa Franz Weißdorn, dem Hugo Moser weitere 85 Hundertstel zurück als Dritter folgt .
Bei den 1,6-Litern ist gegen die Husarenritte von Lokalmatador Manfred Aflenzer kein Kraut gewachsen. Dank „zwei aus drei“ gewinnt er trotz eines Motorschadens im dritten Run seine Klasse souverän. Sein Landsmann Robert Unger sichert sich Position zwei, Helmut Maier steigt nach konstant schnellen Fahrten als Dritter verdient mit auf das St. Anton Siegerpodest. Knapp hinter ihm, lediglich fünf Hundertstelsekunden zurück, fliegt der einheimische Christian Speckl (VW Golf) über den Zielstrich. Gerhard Moser beendet seinen St. Anton Trip auf Rang fünf. Manfred Schulte im Citroen AX Kit-Car belegt Platz sieben, ist positiv gestimmt und freut sich über seine Zeiten und über neue Erfahrungen und Erkenntnisse.
Mit 23 Teilnehmern ist die 2-Liter Klasse bestens besetzt. Jörg Weidinger knüpft nahtlos an seine Trainingsleistungen an, lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel an seinen Siegambitionen aufkommen. Daran kann auch Austria-Express Andreas Marko im Audi A4 Quattro STW nichts ändern. Nach zwei Heats ist Jörg bereits um 1,52 Sekunden enteilt. Nur eine absolute Fabelzeit kann Andi Marko noch an die Spitze bringen. Jörg lässt sich nicht beirren, bleibt auf Erfolgskurs. Er muss vor Marko starten, muss vorlegen. Entfesselt tobt er final in schier unfassbaren 1:20,574 über die Steinleiten, stürmt zum Sieg, liegt in der Endabrechnung deutliche 2,66 Sekunden vorn. Andi Marko bleibt Platz zwei. Um den verbleibenden Stockerlplatz fighten Hansi Eller im Minichberger Scirocco 16V, der aus Vorarlberg angereiste Christoph Lampert auf VW Golf 16V und Diethard Sternad im Alfa Romeo 156 STW. Am Ende setzt sich Christoph Lampert knapp durch, 0,49 Sekunden zurück wird Hansi Eller Vierter. Peter Naumann sichert sich im aufgeladenen VW Polo Super Charger Position sieben, Roman Sonderbauer läuft auf Rang acht ein. Die Plätze dreizehn und vierzehn gehen an Andrä Schrörs im Talbot Lotus und Rüdiger Julius-Bernhart. Mit einem fulminanten dritten Lauf sichert sich Johann Hatezic im Opel Ascona B auf Klassen-Position 15 den Sieg in der 2-Liter KW 8V-Trophy, zieht damit noch am in Run eins und zwei schnelleren Daniel Bayer (C-Coupé) vorbei. Rang drei im Wettbewerb der roten Startnummern geht an Werner Kieser im Ford Escort RS 2000. Jürgen Schuster platziert sich als Neunzehnter im Wankelmotor Mazda RX 7 in den Klassen Top-Zwanzig.
Einen schweren Stand hat die KW Berg-Cup Delegation in der Klasse über 2000 ccm gegen die österreichische Turbo Armada. Allein das Sieger-Trio Herbert Pregartner (Porsche 911 GT2 RSR/P1), „Mr. Berg-Rallye-Cup“ Felix Pailer im infernalischen Lancia Delta Integrale (P2) und Thomas Holzmann (Mitsubishi Evo/P3) verfügt gemeinsam über knapp 2000 PS. Christian Auer platziert sich im BMW M3 E30 als bester Saugmotor-Pilot als Sechster mitten in der Phalanx der „Überautos“ mit „Dampfrad“. Norman Struckmann treibt seinen Ford Escort Cosworth auf Rang zehn. Seinen ersten KW Berg-Cup Einsatz im BMW 325i schließt Richard Rein als Zwölfter ab und holt sich dazu noch den Siegerpokal der KW 8V-Trophy in seiner schwierigen Klasse.
Die Tourenwagen-Gesamtwertung geht an Erich Edlinger im 570 PS BMW IRL Evo. Sieger „Over-All“ wird nach einem „Finale Furioso“ der Schweinfurter Uwe Lang im Osella PA20S Evo. Im letzten entscheidenden Lauf jagt er seinen Sportwagen mit neuem absolutem Streckenrekord von 1:12,829 nach oben, fängt so Hermann Waldy und seinen Formel 3000 noch um 1,06 Sekunden ab. Jörg Weidinger trägt sich als drittschnellster Tourenwagen auf Platz zehn in die Gesamtranking-Liste ein.
Im KW Berg-Cup Fahrerlager ist man sich einig: Die „Steinleiten“ im Mostland ist eine echte Herausforderung, St. Anton eine bestens organisierte Top-Veranstaltung. Der herzliche Empfang wertet die Teilnahme zu einem „Wohlfühl-Wochenende“ auf. Und mit wachsender Streckenkenntnis und Erfahrung müsste doch hier und da in den 15 Kurven noch einiges mehr gehen?
Die KW Berg-Cup Ravenol Youngster Wertung bleibt nach St. Anton unverändert, Bea Flik (Renault Megane) führt sie an. Bei den Rookies hat sich Rüdiger Julius-Bernhart auf Rang drei nach vorne geschoben. In der KW 8V Trophy haben Johann Hatezic und Teampartner Roland Christall Boden auf den Leader Christian Dümler (VW Golf) gut gemacht, Jürgen Heßberger ist im Fiat 127 Martini Racing weiterhin Dritter. In der Gesamtwertung sind Dieter Rottenberger/Jörg Weidinger knapp am bisher führenden Roman Sonderbauer vorbei gezogen. Franz Weißdorn ist als Dritter bester Vertreter der Division I. Seine nächsten Verfolger im Ranking „Over-All“ heißen Peter Naumann sowie Björn und André Wiebe im Renault Laguna.
Es ist nun ein Drittel des KW Berg-Cup Programmes 2013 absolviert, acht Rennen sind noch zu bestreiten. In knapp drei Wochen geht es weiter, am 29. und 30. Juni steht das 18. ADAC Ibergrennen in Heilbad Heiligenstadt auf dem Programm. Danach wird der KW Berg-Cup Rhythmus schneller, die entscheidende Phase wird endgültig eingeläutet. Diese dauert bis zum großen Finale in Mickhausen am ersten Oktober Wochenende. Bis dahin heißt es für uns so oft wie möglich dabei zu sein. Das Eichsfeld mit dem Heilbad Heiligenstadt, dessen malerischer Ortskern als Fahrerlager dient, ist doch sicher ein lohnendes Reiseziel. Also reserviert den Termin, liebe KW Berg-Cup Freunde!
Uli Kohl, 10.06.2013