Starke Starterfelder haben in Unterfranken Tradition. Das ist auch beim „49. Int. AvD/ GAMSC Bergrennen Unterfranken Eichenbühl“ so geblieben. Woran das liegt? Nun, die geographische Lage ist sehr günstig, das Fahrerlager-Areal großzügig, die 3,05-Kilometer-Strecke des Umpfenbacher Berges herausfordernd mit ihrer Mischung aus dem unteren, technischen Teil und den High-Speed Sektoren mit dem Schlusspunkt Zielkurve. Und – last but not least – ist da ja auch noch das Festzelt, in dem der Punk immer wieder so richtig abgeht. Aber das ist noch nicht alles, was Unterfranken für Aktive und Fans Jahr für Jahr attraktiv und anziehend macht. Ein Hauptpunkt ist die Top-Besetzung, die gerne auch einen Schuss an Internationalität bereithält. Bevor wir hierzu in die Details gehen erst noch etwas Zahlenwerk. Insgesamt liegen dem veranstaltenden GAMSC Würzburg 189 Nennungen vor, 151 davon betreffen das Rennen. In dieser Bestzeit Abteilung befinden sich 14 Fahrer des NSU-Bergpokals sowie 70 Aktive des KW Berg-Cups. Das gibt unter dem Strich summa summarum 84 Teilnehmer aus den Reihen des Berg-Cup e.V., was einem Anteil von weit über 55 Prozent entspricht. Da wir alle wissen, dass wir bereits auf die letzten Meter der Zielgeraden des NSU-Bergpokals und des KW Berg-Cups eingebogen sind, wollen wir uns im Folgenden mit den Konstellationen in den einzelnen Klassen befassen, dabei besonders die Spitze betrachten.
Im NSU-Bergpokal heißt die Formel schlicht „acht aus zehn“. Das bedeutet, von den zehn möglichen Rennteilnahmen gelangen die besten acht Resultate jedes Fahrers oder Teams in die Wertung. Jörg Davidovic und Steffen Hofmann, die Titelverteidiger aus dem Vorjahr, haben siebenmal hoch gepunktet, liegen souverän an der Spitze. Und nach Lage der Dinge werden sie da auch bleiben. Hoch interessant aber ist der Fight um die Vizemeisterschaft und die Plätze gleich dahinter. Thomas Krystofiak ist zurzeit Zweiter, muss jedoch in den verbleibenden Rennen noch auf Uwe Schindler und Alexander Follmann achten.
Für die Klassen und Wertungen des KW Berg-Cups lautet das 2016er Erfolgsrezept „neun aus dreizehn“, also sind 9 absolute Top-Ergebnisse aus den 13 Rennen dieser Saison das angestrebte Ziel. Wer an diesem nahe dran ist oder es vielleicht sogar schon erreicht hat, das wollen wir uns nun im Schnelldurchlauf gemeinsam ansehen.
Die 1,15-Liter H/FS/E1 Leader heißen Thomas Stelberg und Jürgen Schneider, sind im VW Polo 16V unterwegs. Sie haben knapp über 140 Zähler Vorsprung auf Jürgen Heßberger im Fiat 127 Martini Racing. Das sieht uneinholbar aus, ist aber zumindest mathematisch möglich. Dazu müsste das Team auf dem Schneider Polo 16-Ventiler aber ab sofort punktlos bleiben, bei zugleich optimalen Verlauf für Jürgen Heßberger. Ein eher unwahrscheinliches Szenario, aber ihr kennt ja alle die Rennsport-Weisheit: Zusammengezählt wird ganz zum Schluss.
Mit neun Klassensiegen im VW Minichberger Scirocco 16V haben Armin Ebenhöh und Hansi Eller den 1,4-Liter Sack in Oberhallau endgültig zugemacht. Für die Rolle des Kronprinzen empfiehlt sich Franz Weißdorn mit seinem VW Polo Hayabusa. Und wer wird am 5. November in der Bad Mergentheimer Wandelhalle auf die Stufe des Dritten auf dem Siegerpodium steigen? Das könnte Nils Abb sein, der im Schneider VW Polo 8-Ventiler diese Position im Moment innehat. Ganz gegessen ist das Ding für Nils aber noch nicht, eine kleine Gefahr geht noch von Frank Duscher aus, der mit seinem VW Polo 8V in den letzten Rennen zur Höchstform aufgelaufen ist. Was auch auf Ronnie Bucher/Thomas Pröschel im Schneider Polo 16V zutrifft, die ebenfalls an der Klassespitze noch eine Rolle spielen könnten.
Bei den 1600ern liegen zwei Teams ganz vorne: Auf der Eins Benedikt und Manfred Schulte im Citroen Nemeth AX Kit Car, Zweite sind im Opel Minichberger Kadett 16V Stefan Faulhaber und Michael Rauch. Brisant: Für die Punkte waren bisher immer nur Manfred und Stefan zuständig. Aber nach den KW Berg-Cup Team-Regeln muss jeder der beiden Partner mindestens ein Ergebnis in die Endwertung einbringen. Also muss in den nach Unterfranken verbleibenden Rennen unbedingt noch ein Wechsel der Fahrer erfolgen, sonst heißt eines der 9 in die Wertung eingehenden Resultate unweigerlich „Null“. Manfred Schulte hat bisher neunmal hohe Zähler eingefahren, Stefan Faulhaber bringt es wegen seines späten Saisoneinstieges erst auf sieben Spitzenplätze, hat aber bei gutem weiteren Saisonverlauf alle Chancen, noch ein gewichtiges Wort um den Jahresklassenerfolg mitzureden. In Unterfranken steht auch der VW Corrado 16V von André Stelberg wieder in der Nennliste, aber leider konnte der Deutsche Tourenwagen Berg-Vizemeister aus 2015 dieses Jahr erst drei vorzeigbare Ergebnisse holen. Punktet er von nun an hoch, dann ist Platz drei in der Jahresendabrechnung, auf dem sich zurzeit Benedikt Schulte mit seinem Citroen AX Sport 8-Ventiler befindet, für ihn das maximal Erreichbare.
Für Unterfranken liegen 32 Nennungen in der 2-Liter Klasse vor, es wird also für die vorne Fahrenden viele Zähler geben. Das dürfte Björn und André Wiebe absolut in die Hände spielen, die sich auf ihrem Renault Williams Wiebe Laguna bisher achtmal mehr als 100 Punkte gutschreiben lassen konnten. Gelingt dies auch am nächsten Wochenende, dann ist ihnen der Jahresklassensieg sicher, ein dritter Platz sollte dazu reichen. Und, ganz ehrlich, so unter uns, wer sollte denn André Wiebe, der den Laguna mit der Startnummer 318 am Umpfenbacher Berg pilotiert, ernsthaft in Bedrängnis bringen können, einen „normalen“ Rennverlauf ohne Einmischung von Wetter oder Technikschwächen vorausgesetzt? Zuzutrauen ist das wohl am ehesten noch den „üblichen Verdächtigen“ wie „Golfer“ Markus Reich sowie dem BMW Duo Marco Fink und Patrick Orth. Zu den Genannten gesellen sich in Unterfranken noch Thomas Strasser im VW Scirocco 16V und Dirk Preißer mit seinem 16-Ventiler Opel Kadett C-Coupé, die durchaus für echt frischen Wind in der 2-Liter Abteilung sorgen könnten. Der Fight um die weiteren Jahresstockerl-Positionen läuft zwischen Patrick Orth und Michael Rauch/Stefan Faulhaber im Briegel Kadett 8V. Wobei Patrick mit seinem E30 320iS erst acht Spitzenergebnisse sein Eigen nennt, das Briegel Kadett Team, in dem allerdings noch der Fahrerwechsel vollzogen werden muss, hat eines mehr auf seinem Konto, kann daher nur mehr Detailverbesserungen betreiben, der Ausgang dieses Duells ist völlig offen.
Die Selbstzünder sehen Jürgen Fechter mit seinem VW Golf V R-TDI klar in Front. Offen ist dagegen die Auseinandersetzung um die Positionen zwei und drei. Noch ist „Alfisti“ Christian Triebstein im 147 JTD Cup Zweiter, könnte aber schon am nächsten Sonntag von Karlheinz Meurer, der in einem VW Golf V R-TDI im Moment auf Rang drei liegt, überholt werden.
Rookie Alexander Bärtl ist mit seiner Opel Nemeth Kadett C-Limousine der Mann der Stunde in der Klasse bis 3000 Kubikzentimeter, beeindruckt uns mit Zuverlässigkeit und Speed. Er ist drauf und dran, sich den Jahresklassensieg zu sichern. Hinter ihm matchen sich BMW M3 E36 Pilot Marcel Gapp und Günter Göser mit seinem Opel Kadett C-Coupé 16V um den Vizetitel. Beide ließen die ersten Saisonrennen aus, Günter war bisher erst viermal am Start. Fährt er bei den drei noch ausstehenden Rennen so erfolgreich wie bisher, kann er das Duell mit Marcel gewinnen, besitzt sogar noch theoretische Chancen auf den Jahreserfolg. Denn Alexander Bärtl hat schon zehnmal gepunktet, seine geringste Ausbeute holte er am Hauenstein, kann also nur mehr einzelne Punkte-Resultate verbessern, aber nicht mehr in vollem Umfang Zähler dazu gewinnen. Wir sind echt gespannt, wie das alles ausgeht!
Eigentlich wollte Austria-Express Herbert Pregartner nur sporadisch fahren, sprach von „maximal 5 Rennen“ im Porsche 911 GT2 RSR im Rahmen des KW Berg-Cups. Aber schon bald kam von „Pre“ das Statement „also den Jahres-Klassensieg würde ich mir schon gerne holen!“ Und genau danach sieht es zurzeit auch aus. Herbert hat rund 110 Punkte Vorsprung auf „Lancisti“ Norbert Handa im Delta Integrale Evo, wird wohl an allen noch ausstehenden Rennen teilnehmen, wäre dann sogar neunmal am Start gewesen. Norbert Handa dürfte Jahresrang zwei genauso sicher sein wie der dritte Platz des Teams Norman Struckmann und Klaus Hoffmann im Ford Escort RS Cosworth. Die allerdings auch daran denken sollten, dass Klaus den „Cossie“ in 2016 noch nicht bewegt hat und dafür möglicherweise ein „Nuller“ droht. In Unterfranken kommt es übrigens zu einem „Porsche-Super-Duell“, denn Herbert Stolz kehrt nach längerer Renn-Abwesenheit mit seinem 935 DP II auf die Bergpisten zurück, trifft dabei in Unterfranken mit Herbert Pregartner sowie Norbert Handa auf bärenstarke Konkurrenten.
Holger Hovemann, der KW Berg-Cup E2-Silhouetten Alleinunterhalter, wünscht sich für sich und seinen Opel Kadett C GT/R Risse V8 nur Eines: Möglichst viele Gegner! Nun, für Unterfranken ist ihr Flehen erhört worden. Denn die „DTM-Jungs“, wie Klaus Hofmann und Norbert Brenner von Holger genannt werden, treten im V8 Opel Astra bzw. Vectra GTS an, bekommen dazu auch noch Gesellschaft aus England, denn Mike Manning tritt mit seinem Ford Turbo-Allrad Puma die Reise nach Unterfranken an. Und keinesfalls vergessen dürfen wir in unserer Aufzählung Ralf Kroll mit seinem neuen Silver Car.
So, nun haben wir uns den NSU-Bergpokal und alle KW Berg-Cup Klassen kurz angeschaut. Nach Unterfranken wissen wir mehr. In der Vorschau auf St. Agatha werden wir uns dann mit der KW Berg-Cup Gesamt- und den Sonderwertungen genauer befassen. Sprich mit der KW 8V-Trophy, den KW Berg-Cup Ravenol Youngsters sowie mit den Rookies. Dabei müssen wir unweigerlich zur Kenntnis nehmen, dass es nach Unterfranken nur noch zwei KW Berg-Cup Stationen geben wird: Am 24. und 25. September im Rahmen des oberösterreichischen Bergrennens Esthofen – St. Agatha sowie beim großen Finale bereits eine Woche später (01./02. Oktober) in Mickhausen, das etwa 45 Kilometer von Augsburg entfernt zu finden ist. Also checkt eure Termine, seht nach, ob ihr vielleicht noch Resturlaub habt. Denkt auch daran, dass nach Mickhausen am Montag in Deutschland ein Feiertag ist. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass wir uns in der Saison 2016 noch mehr als einmal sehen. Es würde mich sehr freuen, wenn ich mit diesem Gefühl richtigliegen sollte.