In der Überschrift sind bereits zwei der Hauptfaktoren genannt, die das „48. Int. AvD / GAMSC Bergrennen Unterfranken Eichenbühl“ (12./13.09.) nachhaltig prägten. Die 225 Gesamt-Teilnehmer lassen am Samstag bei besten, trockenen Verhältnissen nur zwei Übungsauffahrten zu, an die sich dann der erste Wertungslauf des GLP-Feldes nahtlos anschließt. Über Nacht regnet es, am Sonntagmorgen präsentieren sich die 3,050 Kilometer des Umpfenbacher Berges feucht bis nass. Zum Glück ist es relativ warm, die Strecke beginnt abzutrocknen. Die verbesserten Tourenwagen der 1600er Abteilung fahren bereits Zeiten auf dem Trainingsniveau, die 2-Liter Klasse beginnt damit ihre eigenen Probe-Vorlagen zu unterbieten. Dieser Trend hält bis weit in Heat zwei hinein an. Genau bis zu den in dieser Saison bereits leidgeprüften Akteuren mit Rennern bis 2000 Kubikzentimetern Hubraum. Deren erste Teilnehmer noch völlig im Trockenen nach oben eilen. Nach den beginnenden Gaststartern und der Mehrzahl der 8-Ventiler fängt es an zu nieseln. Ein Ausrutscher erfordert eine Unterbrechung, der Grip nimmt weiter ab, der Niederschlag zu. Als wieder gestartet wird, rutschen die Zeiten der noch immer Slick bereiften KW Berg-Cup’ler um rund 15 Sekunden ab, ihre Fahrzeuge haltlos herum. Noch bevor auf diese Entwicklung reagiert wird, gibt es den nächsten Unfall, gleich im unteren Streckenteil. Die Aktiven erhalten nun die Gelegenheit zum Räderwechsel. Danach hört der Regen auf, das Vormittagsspiel mit der abtrocknenden Straße wiederholt sich, Reifenpoker wird zum Tagesgeschäft. Der Spannungsfaktor leidet darunter nicht – ganz im Gegenteil. Bis ganz zum Schluss ist das Bergrennen Unterfranken 2015 ereignisreich. Es kürt einen erwarteten und einen relativ überraschenden Deutschen Bergmeister, deren Emotionen sich während der Talfahrt bei den Interviews im Startbereich entladen. Beide gehören zum KW Berg-Cup. Wie bitte, beide, auch der bei den Rennsportfahrzeugen? Ja, genau so ist es. Wer die zwei sind und wie sie zu ihren Top-Erfolgen kamen, das folgt nun wie immer im Detail. Vorweg nehmen wir aber ein kleines Fazit: Die 48. Auflage des Bergrenn-Klassikers nahe Miltenberg hielt für alle Beteiligten zwei lange Tage bereit, bot aber ganz speziell in der Phase der Top-Entscheidungen am Sonntagnachmittag besten, attraktiven und spannungsgeladenen Motorsport. So, wie es sich für ein Finale der Deutschen Berg Meisterschaften, des NSU-Bergpokals und für den vorletzten Lauf des KW Berg-Cups geziemt.
Obwohl mit Jörg Davidovic/Steffen Hofmann die Gewinner des NSU-Bergpokals 2015 schon vor Beginn des Rennens fest stehen ist die „Prinzengarde“ fest gewillt, einen gehörigen Beitrag zum Thema Action und Spannung zu liefern. In den beiden Probegalopps sorgt Karsten Steinert für die schnellste Zeit, 0,414 Sekunden vor Jörg Davidovic. Mit einem Respektabstand von 2,095 Sekunden folgt Thomas Krystofiak mit seiner „Reiselimousine“ vom Typ 1200 C. An ihm ist Uwe Schindler nahe dran, es geht um 349 Tausendstel. Der nächtliche Regen und die feuchte Fahrbahn mischen die Renn-Karten neu. Lukas Hofmann war im Training Sechster, hatte da etwas mehr als fünf Sekunden Rückstand auf die Pole-Zeit. Nun sprintet er völlig ungeachtet der herrschenden Bedingungen an die Spitze. Vor Thomas Krystofiak (P2), der aber mit nur 0,572 Sekunden Rückstand noch formatfüllend in den Rückspiegeln von Lukas zu sehen ist. Ähnlich wie Uwe Schindler, der als Dritter 491 Tausendstel auf Thomas verliert. Etwas mehr als zwei Sekunden fehlen Jörg Davidovic auf den Leader, er findet sich auf der Vier. Noch eine Sekunde mehr hat der fünftplatzierte Walter Voigt auf dem Konto. Jörg und Thomas finden an der Situation nur wenig Gefallen, blasen im zweiten Akt zur Attacke auf den führenden Jungspund. Ergo setzt Jörg die klare Laufbestzeit, gefolgt von Thomas. Damit ist Jörg auf Position eins, Thomas hat die Zwei erobert. Aber Lukas, der jetzt neu Dritter ist, hält nach Kräften dagegen. Die Abstände sind kriminell klein, zwischen den absoluten Spitzenreitern liegen nur 38 Tausendstel, weitere 101 davon zurück lauert Lukas noch immer auf seine Chance. Die kommt im finalen dritten Run, der wieder unter schwierigen Verhältnissen über die Bühne geht. Mit Können und dem Mut der Jugend setzt er die Laufbestzeit, ist um 0,710 Sekunden schneller im Ziel als Jörg. Das reicht, Lukas Hofmann gewinnt zum zweiten Mal nach Hauenstein die Klasse. In der Addition aller Läufe liegt er 0,571 Sekunden vor Jörg Davidovic, der Zweiter wird. Thomas Krystofiak steigt als Dritter auf die noch freie Stufe des Siegerpodestes, Uwe Schindler sichert sich Platz vier. Fünfter wird Frank Kleineberg, der in der vorletzten Auffahrt an Walter Voigt vorbei zieht und diesen auf die Sechs zurück schiebt. Der Trainingsschnellste kegelt sich beim Rennauftakt mit einem Leitplankenkontakt selbst aus dem Wettbewerb. Das ist schade, denn Karsten Steinert hätte dem Spitzen-Krimi, in dem die Plätze eins bis drei final innerhalb von nur 1,588 Sekunden liegen, sicherlich noch einen kräftigen Schuss zusätzliche Würze gegeben. Aber „that’s Racing“, mit all seinen nicht immer angenehmen Konsequenzen. Kurzfazit: So wie sich der NSU-Bergpokal während der kompletten Saison und beim Finale seinen Fans und Freunden präsentiert hat, macht er ganz einfach unbändige Lust auf mehr. Nur schade, dass es bis zur Saison 2016 noch so lange dauert, stimmt’s?
Die 1150er und alle weiteren Klassen der verbesserten Tourenwagen der Gruppen H, FS und E1, in denen der KW Berg-Cup mit seinen Aktiven vertreten ist, haben ja noch einen weiteren Auftritt vor sich. Der für die 1,15-Liter zur Kür werden wird, denn deren begehrte Plätze auf dem Jahres-Siegerpodium sind nach Unterfranken vergeben. PS-Schmied Jürgen Schneider fällt mit dem 16-Ventiler Polo die klare Favoritenrolle zu. Der er auch voll gerecht wird. Er ist in jedem der fünf Läufe am schnellsten oben, gewinnt am Ende mit dem Riesenvorsprung von 12,259 Sekunden überlegen, nimmt dabei im letzten Run sogar etwas Tempo raus. Der Punk geht dahinter ab. Tobi Stegmann ist mit seinem Schneider Audi 50 Übungszweiter, 0,785 Sekunden vor dem Fiat 127 Martini Racing von Jürgen Heßberger. Bernd Deutsch ist im Schneider Audi 50 Probevierter, Jörg Eberle mit seinem Fiat 127 Super Fünfter. Jürgen Heßberger ist der Schnellstarter der Schneider-Verfolgergruppe, er ist nach Heat eins Zweiter. Vor Bernd Deutsch auf P3, dem wiederum Tobi Stegmann mit dem Minimalrückstand von 4 Zehnteln am Heckspoiler klebt. Jörg Eberle besetzt Rang fünf. Platz eins und zwei überstehen auch die zweite Auffahrt auf den bezogenen Positionen. Dahinter wird heftig „Bäumchen wechsle dich“ gespielt. Bernd Deutsch fällt auf die Fünf zurück. Tobias Stegmann rückt auf die Drei nach vorne, Jörg Eberle auf die Vier. Für Bernd Deutsch kommt es nun ganz dick, sein Audi Motor lässt sich im Fahrerlager nicht mehr zum Leben erwecken, das Finale findet ohne ihn statt. Jörg Eberle schaltet in eben diesem auf den Angriffsmodus um, fliegt mit seinem Fiat 127 super den Umpfenbacher Berg hinauf, setzt die beste 8-Ventiler Zeit, stürmt so auf Platz drei nach vorne. Tobias Stegmann muss final mit Rang vier vorlieb nehmen, Marco Rauch wird im Fiat 128 Rallye Fünfter. Das 1,15-Liter KW 8V-Trophy Ranking ergibt sich aus der schon bekannten Formel: Der Rang in der Klasse minus eins. Also den siegreichen 16V ganz einfach abziehen. Wie bitte, ihr wünscht euch zur Kontrolle eurer Rechnung das offizielle Ergebnis? Okay, gerne, hier bitte: Der 8V-Sieger heißt Jürgen Heßberger. Er gewinnt vor Jörg Eberle (8V-P2) und Tobias Stegmann (8V-P3). Marco Rauch wird Vierter der Sonderwertung in Rot.
Auf die 1,4-Liter Abteilung sind die Augen in Unterfranken ganz besonders stark gerichtet. Zwar ist die Jahres-Klassenwertung schon lange zur sicheren Beute von Armin Ebenhöh im Minichberger Scirocco 16V geworden, aber immer noch fehlt ihm wegen des Iberg Ausfalls sein neuntes Top-Resultat. Mit dem er einem Platz auf dem KW Berg-Cup Gesamtsieger-Stockerl einen gewaltigen Schritt näher kommen würde. Außerdem gibt es da ja noch die Mission Deutsche Tourenwagen Bergmeisterschaft, in der Armin vor Eichenbühl auf Rang drei liegt. Am Iberg hat Armin seinen einzigen möglichen DBM-Streicher aufgebraucht, ansonsten hat er 2015 immer seine Klasse gewonnen. Die Ausgangslage ist klar: Siegt er in Unterfranken ein weiteres Mal, dann braucht kein Taschen- oder sonstiger Rechner bemüht zu werden, dann ist Armin Deutscher Meister der Tourenwagen. Frisch aus dem Urlaub eingeflogen, ausgeruht und relaxt wirkend, holt er sich am Samstagnachmittag die Pole-Position. Vor Franz Weißdorn, dessen Polo 16V nun mit dem neuen Motor immer besser harmoniert und in Schwung kommt. Übungsrang drei geht an Thomas Pröschel im Schneider Polo 16V. Dann folgen bereits die schnellsten 8V’ler, Frank Duscher auf Rang vier sowie Frank Lohmann als Fünfter, beide auf Polos unterwegs. Am Ende des Rennens sind die Top-Fünf des Trainings unverändert an der Klassenspitze zu finden. Wobei Sieger Armin Ebenhöh leicht verhalten ganz auf der sicheren Seite beginnt. Sein Vorsprung vor Schwiegerpapa „Mr. Berg-Cup“ Franz Weißdorn beträgt nach dem ersten Run 0,954 Sekunden, bis zum Rennende baut er diesen auf 6,953 Sekunden aus, hat damit den Deutschen Meistertitel unter Dach und Fach gebracht. Herzlichen Glückwunsch dazu! Franz bleibt unangefochtener Zweiter, Thomas Pröschel steigt als Dritter mit auf das Klassen-Podium. Den ganzen Tag über liegt Frank Duscher im Windschatten von Thomas, übt Druck aus, liegt zu keinem Zeitpunkt weiter als 0,632 Sekunden zurück, beendet sein Wochenende als starker Vierter. Position fünf ist die Angelegenheit von Frank Lohmann. Der nach anfänglich engem Kontakt im zweiten Run deutlich Zeit auf Frank Duscher verliert, an den er sich aber bis zum Rennende mit einem fulminanten Schlusslauf wieder bis auf 1,223 Sekunden heran zoomt. Die 1,4-Liter KW 8V-Trophy Plätze eins und zwei sind während des kompletten Sonntags sauber sortiert: Frank Duscher gewinnt vor Frank Lohmann (8V-P2). Um Rang drei duellieren sich Marcel Hellberg mit seinem Brügge Polo und „Local Hero“ Nils Abb im Schneider Polo. Im ersten Run ist Marcel 102 Tausendstel flinker oben, Nils kontert in Heat zwei, liegt nun 0,640 Sekunden vor Marcel, ist Dritter der 8V’ler. Aber wie heißt es doch immer wieder? Genau, richtig, zusammengezählt wird ganz zum Schluss! Das gilt auch in diesem Zweikampf. In dem Marcel seinem einheimischen Widersacher in der letzten Bergfahrt 1,852 Sekunden abknöpft. Damit ist Marcel Dritter, Nils Vierter. Im VW Golf gefällt Markus Hülsmann mit guten Zeiten, beendet seinen Unterfranken Ausflug als Fünfter der 8-Ventiler Wertung. Also auf dem Platz, den er während des kompletten Wettbewerbes innehatte.
Die 1600er suchen noch nach ihrem Jahrgangsbesten. Manfred Schulte und André Stelberg haben bis jetzt die meisten Punkte eingefahren, sie werden es unter sich ausmachen, das ist klar. Für beide geht es außerdem um einen möglichen Platz auf dem Gesamtsiegerpodium im KW Berg-Cup und in der DBM der Tourenwagen. Aber damit nicht genug. Auch zwei heiße Anwärter auf den Triumph in der KW Berg-Cup Ravenol Youngster Wertung sind in der 1,6-Liter Klasse unterwegs. Andy Heindrichs führt die Nachwuchswertung vor dem Unterfranken Event an, Sven Koob ist Zweiter. Erste Standortbestimmung und Gaspedalspiele am Samstag. André Stelberg gelingt im VW Schneider RSB Corrado die schnellste Auffahrt, knapp vor Manfred Schulte im Citroen Nemeth AX Kit Car. Es geht um 26 Tausendstel. Auf der Drei meldet sich Valentin Schneider im TSM Golf zu Wort, im fehlen 0,810 Sekunden auf Andrés Zeit. Stefan Faulhaber ist im Risse Kadett Vierter des Trainings-Rankings, Belgiens Andy Heindrichs im Familien Opel Schneider Corsa Fünfter. Sven Koob rangiert auf der Sieben, am Familien Fiat Uno 16V spielen nicht alle Gänge mit. Am Abend erfolgt die Schaltwerk-Notoperation. Sie bringt einen Teilerfolg. Die sechs Schaltstufen tun’s wieder, aber die Übersetzung ist nicht mehr optimal. Race-Heat eins sichert sich André Stelberg, er liegt 0,959 Sekunden vor Stefan Faulhaber (P2). Auf der Drei taucht schon Sven Koob auf, knapp hinter ihm ist Valentin Schneider Vierter. Es geht um 234 Tausendstel, das ist keine Bank zum Ausruhen. Manfred Schulte ist derweil im wahrsten Sinne des Wortes auf die Fünf zurück gerutscht. Run zwei bringt keine Änderungen unter den Top-Fünf. Zumindest nicht bei den Platzierungen. Valentin Schneider knabbert 86 Tausendstel von Sven Koobs Vorsprung ab, Manfred Schulte hat in der Zielkurve einen „Big Moment“ zu überstehen. „Bis dahin war es ein sehr schneller Lauf. Dann bin ich auf das Bankett gekommen und hatte alle Hände voll zu tun, um mein Auto wieder auf die Straße zurück zu bekommen. Dabei habe ich gut eine Sekunde eingebüßt“ schnauft Manfred durch. Er bleibt Fünfter. Die endgültige Entscheidung muss bei durchwachsenen, auftrocknenden Bedingungen fallen. Die Wahl ist schwierig, Regenreifen bieten Sicherheit, aber sind sie auch für Top-Zeiten gut? In letzter Sekunde disponieren Stefan und Valentin um, setzen auf Slicks. Und haben damit Erfolg. Stefan Faulhaber sprintet profillos zum Klassensieg, drängt so André Stelberg um 25 Tausendstel auf Platz zwei zurück. Und mit Laufbestzeit geht Valentin Schneider auf die Drei nach vorne, überholt Sven Koob, der Vierter wird. Als Fünfter läuft Manfred Schulte ein, der mit profilierten Pneus keine Verbesserung mehr bewirken kann. Sein Junior Benedikt gewinnt auf P9 der Klasse im Citroen AX Sport einmal mehr den 1,6-Liter KW 8V-Trophy Siegerpokal. Der 24-Jährige, der auch bei den Rookies und den Youngsters sehr gut im Rennen liegt, wünscht sich dringend mehr 1600er mit roten Startnummern.
An diesen mangelt es den 2-Litern nicht. Unter den 37 Klassenstartern tummeln sich 12 KW 8V-Trophy Teilnehmer. Der erste Proberitt geht an Roman Sonderbauer im Ziegler Kadett 16V, er ist 1 Tausendstel schneller oben als Björn Wiebe im Renault Williams Wiebe Laguna. Im zweiten Übungsrun hat Romans C-Coupé ungesunde Temperaturen, drückt Kühlflüssigkeit heraus, die seinen eigenen Reifen den Grip gefährlich raubt. Dirk Preißer rettet nun die Kadett Ehre, setzt die Bestmarke, 1,019 Sekunden vor Björn Wiebe (TP2). Roman bleibt mit der Zeit aus der ersten Auffahrt auf der Drei, Vierter und zugleich schnellster 8-Ventiler ist Michael Rauch im Briegel Kadett, Position fünf schnappt sich der Österreicher Christopher Neumayr im NPM-IRS Escort. Der Rennauftakt sieht Björn Wiebe 0,528 Sekunden vor Dirk Preißer (P2) an der Spitze. Michael Rauch beginnt unglaublich, sprintet auf Rang drei, liegt nur 1,106 Sekunden hinter der Topzeit von Björn Wiebe im ex-BTCC Auto zurück. Dieter Rottenberger ist Vierter, knapp vor Roman Sonderbauer (P5). Die Nachtschicht an dessem Kadett hat leider keinen Erfolg gebracht, die Probleme sind immer noch da. So bleibt Roman keine Wahl, er meldet sich vom Wettbewerb ab. Eng gestaffelt ist der Rest der Top-Ten. Er wird gebildet von Markus Reich im VW Golf II auf der Sechs, Siebter ist Norbert Wimmer im BMW 2002, Rang acht gehört Marco Fink auf seinem BMW 320 ST WTCC, Frank Brügge sichert sich im VW Golf Position neun, Zehnter ist Christopher Neumayr. So weit, so gut. Lauf eins offeriert keine großen Überraschungen, abgesehen vielleicht von der Performance von Michael Rauch. Der zweite Akt beginnt. In diesem nimmt die Handlung eine dramatische Wendung. Die ersten Starter der 2-Liter Klasse kommen trocken nach oben, irgendwann beginnt es zu nieseln, ein feiner, feuchter Film bildet sich. Dieser wird Michi Bodenmüller zum Verhängnis. Ausgangs der Klinge rutscht sein Honda S2000 untersteuernd in den linken Graben. Das ist zunächst harmlos, bis er sich irgendwo setzt, aufsteigt und sich überschlägt. Nach Aufarbeitung dieses Vorfalles starten weitere acht Autos. Die Zeiten stürzen in den Keller, im Schnitt werden sie um rund 15 Sekunden langsamer. Dann blinkt die Startampel wieder rot. Dirk Preißer hat es im unteren Streckenteil bei Posten drei erwischt. Auch für sein C-Coupé wird der Abschleppwagen benötigt. Den beiden verunfallten Piloten geht es soweit gut, das bedeutet allgemeines Aufatmen. Es dürfen nun Räder gewechselt werden, die Rennleitung gibt die Zeit dazu. Nach dem zweiten Durchgang sieht das Klassement fünf Trockenfahrer an der Spitze. Björn Wiebe führt nun 2,8 Sekunden vor Michael Rauch (P2), Dritter ist René Frank mit seinem BMW 320i STW. Hansi Eller ist im Krause Kadett bis auf die Vier nach vorne gerückt, der starke Schweizer Thomas Frei ist in einem weiteren C-Coupé Fünfter. Dann kommen drei Regenspezialisten. Norbert Wimmer ist Sechster, auf der Sieben meldet sich Marco Fink, Achter ist Dieter Rottenberger. Roland Christall hat den Wetterumschwung genutzt, ist mit einem Lauf im Trockenen mit dem Opel B Ascona auf Position neun vorgestoßen, Zehnter ist Christopher Neumayr, der zum Abschluss der Klasse auf Profilreifen unterwegs war. Im dritten Run haben sich die Verhältnisse wieder gebessert. Die vom Regen Ausgebremsten blasen zur Attacke, wollen sich wieder nach vorne fahren. Das Spitzenduo bleibt cool, Björn Wiebe fährt den Sieg mit seiner dritten 1:23er Zeit sicher nach Hause. 4,636 Sekunden zurück ist Michael Rauch Zweiter. Hansi Eller quetscht den Kadett nun völlig aus, zaubert seine klare persönliche Bestzeit des Wochenendes auf die Piste. Und sich damit an René Frank vorbei auf Platz drei. René wird Vierter, darf sich damit über ein absolutes Top-Resultat freuen. Allerdings wäre er noch um ein Haar zur Beute von Norbert Wimmer geworden, der mit 0,267 Sekunden Rückstand auf Rang fünf vor stürmt. In seinem Windschatten zieht er Marco Fink mit auf die Sechs und Dieter Rottenberger auf die Sieben. Markus Reich rundet sich mit der drittbesten Laufzeit zurück, ackert sich bis auf Platz acht nach vorne. Thomas Frei ist auf die neunte Position zurück gerutscht, Jürgen Schuster im Mazda RX-7 ist auf die Zehn nach vorne gefahren. Bleibt noch die 2-Liter KW 8V-Trophy. Deren Top-Vier wurden bereits im Rahmen des Klassen-Reports genannt. Der strahlende Gewinner heißt Michael Rauch, der in Unterfranken Maßstäbe setzt. Hansi Eller steigt als Zweiter mit auf das Sonderwertungspodest, als Dritter ist Norbert Wimmer mit von der Partie. Als Vierter beendet Roland Christall das „Rennen in Rot“, in dem Hans-Dieter Seitz im Ford Escort RS 2000 Fünfter wird.
Vier Selbstzünder der Dieselabteilung nehmen das Training am Umpfenbacher Berg auf, erstmals in dieser Saison ist Marco Auerochs mit dem Ford Mondeo dabei. Für den ist nach den Übungsdurchgängen Schluss, bleiben drei fürs Rennen. Dieses Trio ist im gleichbleibenden Formationsflug unterwegs. Jürgen Fechter gibt das Tempo vor, legt im VW Golf R-TDI die beste Zeit der Probegalopps hin, gewinnt die Klasse sicher. Vor seinem Marken- und Typenkollegen Karlheinz Meurer, der auf P2 dem Fechter-Speed immer näher kommt. Dritter im Bunde ist der große Routinier des gesamten Feldes, Sepp Koller im Alfa Romeo 147 JTD, vor dem wir uns hier einmal mehr tief und anerkennend verneigen. Respekt Sepp vor deinen Auftritten!
Und damit zurück zu den Benzinern. Diesmal zu denen, deren Motoren maximal über einen Hubraum von 3000 Kubikzentimetern verfügen. Helmut Knoblich hat im Schirra Mini Cooper S diesmal nur einen Kurzauftritt. Er markiert die dritte Probezeit, danach tritt er nicht mehr auf die Bühne. Pardon, auf die Rennstrecke. Die 3-Liter halten auf Ordnung, erlegen sich anscheinend selbst ein Überholverbot auf. Das macht mir die Darstellung des Geschehens einfach und übersichtlich. Danke Jungs! Obwohl, etwas Abwechslung bringt schon Würze, ist dazu auch herausfordernd. Die Stockerlplätze – so wie alle anderen Positionen auch – werden gleich im ersten Run verteilt und dann gehalten. Der Spitzenjob wird von Markus Wüstefeld im AMG Mercedes 190E Evo 2 erledigt. Pole Position, dann glasklarer Start-Ziel Sieg. Fast wie bei den Kollegen mit dem Stern in der Formel Langeweile. Upps, Formel 1 wollte ich natürlich schreiben. Sorry! BMW M3 E30 Pilot Bernhard Permetinger schnappt sich Platz zwei, verteidigt diesen hartnäckig vor Hans-Peter Wiebe, der im Renault Williams Wiebe Laguna herzhaft Gas gibt. Schlussendlich fehlen ihm als Drittem lediglich 0,726 Sekunden auf den zweitplatzierten Bernhard Permetinger. Etwas mehr Abstand herrscht zu und unter den weiteren Positionen. Richard Rein fährt in seinem BMW E30 auf Rang vier, Fünfter wird Thomas Ostermann im BMW E30 Hartge. Thomas gewinnt dazu auch die KW 8V-Trophy Wertung der 3-Liter Klasse. Vor Karl-Heinz Schlachter (8V-P2) im BMW 2002 tii Alpina und Werner Walser im Opel C-Kadett als Drittem der „Roten“.
Einen ähnlichen Sachverhalt gibt es auch aus der hubraumstärksten Tourenwagen Abteilung zu vermelden: Sauber sortiert von der ersten Trainingssitzung bis nach dem letzten Rennlauf. Nach dem Probesamstag sieht es ganz nach einem einfachen Durchmarsch für Herbert Stolz im Porsche 935 DP II aus. Er ist 4,697 Sekunden flotter unterwegs wie Norbert Handa im Lancia Delta Integrale Evo. Am Sonntag wird es deutlich enger. Norbert Handa geht auf Blechfühlung, liegt nach dem ersten Heat 0,933 und nach dem zweiten sogar nur 0,810 Sekunden hinter Herbert zurück. Ein Führungswechsel ist greifbar nahe, liegt in der Luft. Aber Herbert Stolz wittert die Gefahr, reagiert sofort, motiviert sich im Finale zur persönlichen Bestmarke. Das ist der Sieg für ihn. Norbert Handa bleibt Zweiter, als Dritter läuft Norman Struckmann im Ford Escort Cosworth ein. Sabine Röck wird Klassenbeste mit Zweiradantrieb, ihre Kollegen sind alle mit Allrad-Traktion gesegnet. Besonders beeindruckend ist ihre Fahrt im rund 380 PS starken VW Golf Turbo in Run zwei. In dem sie bis auf 1,572 Sekunden an den „Cossie“ von Norman Struckmann heran kommt.
„Norbert will’s wissen!“ So könnte man das Geschehen bei den E2-SH Silhouetten Boliden wohl am treffendsten beschreiben. Denn der Eichenbühler Norbert Brenner hat sich in den letzten Rennen eine reelle Chance auf seinen neunten Deutschen Meistertitel am Berg erarbeitet. Achtmal war er der „Chef“ bei den Tourenwagen, in Unterfranken könnte er es erstmalig bei den Rennsportfahrzeugen werden. Durch seinen Verzicht auf den Lauf in Wolsfeld darf er sich keinerlei Schwäche erlauben. Alles muss funktionieren, vom ersten Meter an. Und er muss gewinnen. Es wird sowieso eine ganz enge Kiste werden. Zwischen ihm, dem Titelverteidiger Frank Debruyne und dem Shooting Star Thomas Conrad. Also gibt er mit seinem Opel Vectra GTS V8 DTM bedingungslos Gas. Aber das tut auch Klaus Hoffmann mit seinem Opel Astra V8 DTM. Norbert kann den aufsässigen Markenkollegen nur minimal distanzieren. In Training und Rennen. Nach Lauf zwei ist Norbert gerade mal 1,008 Sekunden vor Klaus. Jetzt hat Norbert die Faxen endgültig dicke, er beschließt aufs Ganze zu gehen. Dazu wirft all seinen Speed, all seine Routine und all seinen Kampfgeist in die Meister-Waagschale. Alles oder nichts, das ist die Devise. Norbert brennt 1:15,675 in den Asphalt Richtung Umpfenbach. Damit holt er Spiel, Satz und Sieg. Er gewinnt die Klasse vor Klaus Hoffmann, der auf P2 in der Schlussaddition 2,330 Sekunden zurück liegt. Dritter wird Sebastian Schmitt in einem weiteren Opel Astra V8 DTM. Norbert Brenner und Klaus Hoffmann erobern auch die Plätze eins und zwei im Unterfranken-Ranking „Over All“, wiederholen ihren Hauenstein Erfolg. Der führende Gesamtsieg Top-Favorit Uwe Lang hatte sich zuvor im schwierigen zweiten Run mit seinem Osella PA 20S Evo ins Aus gedreht. Norbert Brenner steht nun als Deutscher Berg-Meister der Rennsportfahrzeuge fest. Wir gratulieren ihm herzlich dazu! Den Titel hat er in einem knappen Finish geholt. 139,8 Zähler hat Norbert auf seinem Konto. Damit liegt er ganze 2,2 Punkte vor Vize-Champion Thomas Conrad. Und insgesamt 3,4 vor dem Dritten, vor Frank Debruyne. Enger geht’s fast nicht mehr.
Da wir gerade beim Thema DBM sind, lasst uns doch noch schnell einen Blick auf die Tourenwagen werfen. Wir wissen bereits, dass der Sieger Armin Ebenhöh heißt, haben auch ihm gratuliert. Auch der TW-Vizemeister gehört fest zum KW Berg-Cup. André Stelberg hat den Sprung auf Platz zwei geschafft. Ultraknapp vor Ralf Orth, der als Dritter im 2-Liter Gruppe F BMW mit auf das Siegerpodium steigen wird, das diesmal übrigens im Rahmen der KW Berg-Cup Meistergala am 07. November in Bad Mergentheim stehen wird. Noch viele weitere KW Berg-Cup’ler sind in der DBM erfolgreich. Hans-Peter Wiebe ist final Vierter, Jürgen Heßberger Fünfter, Manfred Schulte Sechster und Roman Sonderbauer Siebter. Danach folgen zwei weitere Gruppe Fahrer. Auf der Acht beendet Mitsubishi Pilot Roland Wanek die Saison, DBM-Neunter ist Kevin Veit im Wiebe BMW E30. Als Zehnter komplettiert KW Berg-Cup Mann Frank Lohmann die Top-Ten der Deutschen Bergmeisterschaft der Tourenwagen. Wir gratulieren den Genannten, dazu natürlich auch allen anderen in der DBM Platzierten herzlich.Nochmal zum Thema Tourenwagen: Herbert Stolz ist mit seinem Porsche in dieser Abteilung in Unterfranken der Erfolgreichste, gewinnt die Division I Wertung. Björn Wiebe fährt seinen 2-Liter Renault Laguna auf Platz zwei, Dritter wird Norbert Handa im Lancia Delta. TW-Rang vier gehört Michael Rauch im 8-Ventiler Briegel C-Kadett, Fünfter der Tourenwagen ist Markus Wüstefeld im AMG Mercedes 190.
So, jetzt fehlt nur noch der Ausblick auf das Finale der 28. KW Berg-Cup Saison. Das am 26. und 27. September im oberösterreichischen St. Agatha in Szene geht. Die schnelle Strecke ist nur etwa 45 Kilometer von Passau entfernt, ist einfach und gut zu erreichen. Dort fallen definitiv die letzten 2015er Entscheidungen im KW Berg-Cup. Da St. Agatha auch der Endlauf zum FIA International Hill Climb Cup ist, wird es dort ein hochkarätiges Fahrerfeld geben. Wie interessant und hochkarätig, das verraten wir euch spätestens nächsten Montag im Vorbericht. Die Reise ins Donautal könnt ihr jedenfalls schon mal buchen. Denn ich bin sicher, wir sehen uns dort. Ich freue mich darauf. Sehr sogar. So wie immer!