Der Sieger der Tourenwagen-Division 1 beim 54. ADAC / MSC-Rhön Hauenstein Bergrennen heißt Patrick Orth. Im Porsche 997 GT3 Cup fährt er bis auf den fünften Gesamtrang nach vorne. Auf der ersten Seite der finalen Ergebnisliste, die bis Platz 20 reicht, finden sich zwölf Fahrzeuge mit Dach. Doch bevor am Sonntagabend die Trophäen überreicht werden konnten, gab es für den MSC Rhön und seine Helfer reichlich Arbeit zu verrichten. Die Palette der Herausforderungen beinhaltete dabei vom brennenden Fahrzeug über zu ersetzende Leitplanken bis hin zur langen Ölspur so ziemlich alles, was ein Bergevent an Anforderungen bereit halten kann. Aber mit großem Einsatz gelang es, alle Vorfälle ansprechend zügig abzuarbeiten. Nur eines entzog sich dem Zugriff der Organisatoren: das Wetter! Welches samstags einmal und am Sonntag sogar zweimal Regenschauer im Programm hatte, die den Zeitplan zusätzlich belasteten. Doch dank des frühen Beginns um 8 Uhr in Kombination mit der sehr flotten Startabwicklung gelang es, an beiden Tagen die drei geplanten Läufe trotz der hohen Gesamtteilnehmerzahl von 164 Startern die schnelle 4,2-Kilometer-Piste hinauf zu bringen. „Damit haben wir vom MSC Rhön mit unseren Helfern das angestrebte Hauptziel erreicht. Was uns jetzt allerdings nicht davon abhält, nach weiteren Verbesserungen zu suchen. So wie zum Beispiel einen kürzeren Abstand zwischen Rennende und Siegerehrung“ erklärte Organisationsleiter Jochen Seyd noch am Sonntagabend.
Bevor wir uns jetzt gemeinsam die Resultate nach KW Berg-Cup-Regeln vornehmen, noch ein kurzes Wort zum Thema Wertungsmodus, der ja, wie vom DMSB-Berg-Reglement vorgegeben „die besten zwei aus drei Race-Heats“ lautete. Was unter den schwierigen Bedingungen manchen Aktiven half, andererseits aber mehrere Top-Leistungen unbelohnt ließ. Oder auch der Anlass dazu war, zum dritten Run gar nicht mehr anzutreten, darunter die komplette Besetzung des Gesamtwertungspodests.
Nach diesem kurzen Auszug aus den allgemeinen Punkten und Themen wollen wir uns ab sofort dem reinen Racing widmen, beginnend mit dem NSU-Bergpokal. Dem Steffen Hofmann absolut souverän ebenso seinen Stempel aufdrückt wie es Volker Angelberger bei den Klassikern macht. Der souveräne Sieger Steffen Hofmann, der in Race-Heat eins mit 2:10,592 einen neuen NSU-Bergpokal-Streckenrekord auf die Piste zaubert, kommentiert dies mit „manchmal läuft es einfach. Und dann gehen solche Dinge wie von selbst“. Volker Angelberger zeigt als Zweiter der Haupt- und Sieger der Klassik-Wertung eine absolut starke Leistung. Um Podestplatz drei wird hart gerungen. Zwei Läufe lang gehört er Rückkehrer Uwe Schindler. Nach Lauf zwei liegt er 0,782 Sekunden vor Christian Hindmarsh. Dieser bläst im letzten Run zur Attacke, benötigt 0,785 Sekunden weniger als Uwe für die finalen 4200 Meter. Das bringt Christian mit aufs Podium, gemäß „zwei aus drei“ liegt er am Ende sogar 0,206 Sekunden vor Uwe Schindler. Der als Vierter zugleich Nummer zwei der Klassiker ist. Rang fünf sichert sich Dieter Kohl, der zusätzlich den Pokal als Dritter der Klassik-Hitliste erhält. Die leider allgegenwärtige Defekthexe zieht den Spiess TT von Dieter Kirch in und den Typ 67 von Klaus Betten nach der ersten Auffahrt aus dem Verkehr. Der Gaststart von Jannik Hofmann, der im Training Zweiter war, endet mit einem vom Heckbereich ausgehenden Fahrzeugbrand. Glück im Unglück dabei: Es passiert im Bereich der Jopp-Schleife, wo Feuerwehr postiert ist, die schnell eingreifen kann.
Damit zu den zusammen gewerteten Gruppen A/F/CTC. In deren 1600er Klasse Ronny Hering mit seinem VW Scirocco Gruppe 2 erstmals in dieser Saison dabei ist. Dieses Debüt krönt er mit dem Sieg vor Robin Horn und Helmut Knoblich (beide Citroen C2). Auf den Rängen vier und fünf laufen Andreas Schäfer (Honda CRX) und Florian Fink im Citroen DS3 R1 ein. Die genannten Positionen wurden gleich zu Rennbeginn bezogen und danach nicht mehr verändert. Bleibt noch zu erzählen, dass Ronny Herings Scirocco einen 8-Ventil-Motor besitzt, was ihn auch zum schnellsten KW 8V-Trophy Teilnehmer seiner Klasse macht.
Die Abteilungen bis und über 2 Liter erfordern eine Zusammenlegung. Das ergibt den Mix Mitsubishi Lancer Evo 8, VW Polo G60 und Peugeot 206 rc. Die Piloten dazu sind Achim Kreim, Michael Schumacher und Ralf Fladung, die in der aufgezählten Reihung von Rennstart bis finaler Zielflagge die Positionen eins bis drei belegen.
Vorhang auf für die Akteure der Gruppen H/FS/E1, beginnend mit dem Auftritt der 1400er. Bei dem es sich das Wetter herausnimmt, die Rollenverteilung aktiv mit zu beeinflussen. Denn in Run 1 setzt Jörg Davidovic mit seinem NSU TT 16V die erste Bestmarke, führt vor Frank Lohmann im 8-Ventiler VW Polo sowie Colin Lohmann, dessen Selfmade Polo 16V wegen ab und an Slalomfahren ein 1,3-Liter ist. Jasmin Markert (VW Schneider Polo 8V) und Thomas Grimm im Schneider Polo 1 16V sind die nächsten Verfolger. Alle Genannten finden noch trockene Bedingungen vor, die später startenden Armin Ebenhöh mit seinem VW Minichberger Scirocco 16V und Markus Hülsmann im VW Golf 1 16V sehen sich mit Nässe konfrontiert, finden sich auf den Positionen sechs und sieben wieder. Der Rückstand auf den Leader beträgt bei Armin 7,638 und bei Markus 11,312 Sekunden. Okay, bei „zwei aus drei“ ist da noch vieles möglich, wenn denn die Bedingungen konstant bleiben. Im zweiten Run stürmt Armin Ebenhöh mit überlegener Bestzeit auf Rang zwei nach vorne, Markus Hülsmann auf die Fünf. Jörg Davidovic führt weiterhin, allerdings nur mehr mit der Winzigkeit von 0,262 Sekunden. Der finale Lauf muss die Entscheidung bringen. Jörg Davidovic greift noch einmal motiviert an, kann seine bisherigen Marken aber nicht mehr unterbieten. Als Armin Ebenhöh dran ist, beginnt es erneut zu tröpfeln. In der Jopp Kurve rutscht der Scirocco auf der Bremse geradeaus, schlägt aber nirgends an. Allerdings wird der Rückwärtsgang gebraucht, Armin entschließt sich wegen des Zeitverlustes auf direktem Weg zur Rückfahrt ins Fahrerlager. Damit ist die Entscheidung gefallen, es bleibt beim Stand nach Lauf zwei. Jörg Davidovic gewinnt nach Hemberg die 1,4-Liter Klasse zum zweiten Mal. Armin Ebenhöh und Frank Lohmann beenden ihr Hauenstein Wochenende auf den Rängen zwei und drei. Für Colin Lohmann zahlt sich der Schraubereinsatz vom Samstagabend aus, er sichert Platz vier ab und Markus Hülsmann wird Fünfter. Der größte 1400er KW 8V-Trophy Pokal geht an Frank Lohmann. Zweite der Sonderwertung ist Jasmin Markert, der Dritte heißt Florian Wissing (Simca Rallye 2).
Wetterkapriolen auch bei den 1600ern. Deren Top-Favorit Tobias Auchter, der am Samstag sein Aha-Erlebnis mit einem Highspeed-Ausrutscher, verbunden mit doppeltem, heftigen Leitplankenkontakt des Opel Spiess Corsa A GSi 16V hat, entdeckt sich nach Rennlauf eins am unteren Ende der Ergebnisliste. Im zweiten Durchgang bringt er den Stand wieder in gewohnte Bahnen zurück. Er schnappt sichknapp die Führung, liegt 0,871 Sekunden vor Folker und etwas mehr als 7 Sekunden vor Markus Fink (beide Citroen C2 VTS). Weil niemand aus diesem Trio im dritten Race-Heat eine Zeitverbesserung gelingt, bleibt der Stand wie eben beschrieben
Mit 16 Rennstartern ist die 2-Liter-Abteilung am Hauenstein die stärkste Fraktion. Für das Rennen erwarten alle einen packenden Fight zwischen Lars Heisel im Böhm und Bernd Ehrle im Minichberger Opel Kadett C Coupé 16V. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das beginnt schon am Übungssamstag, an dem sich Lars Heisel mit technischen Problemen herumschlagen muss. Hängender Gaszug oder Flachschieber wird vermutet. Es wird zerlegt, kontrolliert, verbessert und wieder zusammengeschraubt. Leider ohne Abhilfe. Bis ans Licht des Tages kommt, dass sich die Querschraube des Brems-Waagebalkens unter bestimmten Fahrzuständen mit dem Gaspedal trifft und dieses am Zurückgehen hindert. Im letzten Anlauf des Samstags kommt noch ein kleiner Verbremser im Bereich Jopp-Schleife dazu. Damit hat Lars keinen einzigen durchgängigen Übungsrun absolviert. Neuer Tag, Renntag. Wer in der Startabfolge früh dran ist, kann das Thema Regen zunächst abhaken. Rückkehrer Jürgen Schuster setzt im Mazda RX-7 die erste Bestmarke, führt vor Marco Schöbel (Opel Gerent Kadett C Coupé 8V) und Thomas Flik mit seinem Renault Clio 3 Cup. Moritz Minichberger fährt im Honda Civic Type R auf Rang vier, Ralph ist mit seinem VW Golf 1 Minichberger Fünfter. In Durchgang zwei springt er auf Rang drei vor. Zugleich verdrängt Marco Schöbel Jürgen Schuster auf Platz zwei. Damit ist das Podium fixiert. An der Reihung Sieger Marco Schöbel vor Jürgen Schuster und Ralph Paulick ändert sich nichts mehr. Aus dem Mittelfeld arbeitet sich, einsatzfreudig wie immer, Jens Weber noch auf Rang vier vor. Damit ist Thomas Flik final Fünfter, Moritz Minichberger Sechster. Die Top-Ten komplettieren Youngster Marvin Ruwe im VW Minichberger Golf 1 Gti 16V, Philipp Hartkämper (VW Brügge Scirocco 1) Lars Heisel und Werner Weiss mit seinem Ford Escort RS 1800. Marco Schöbel nimmt zusätzlich noch den 2-Liter KW 8V-Trophy Pokal mit nach Vorarlberg.
Die Story der Klasse bis 3000 Kubik ähnelt den vorangegangenen, es ist Wechsel drin, zum Teil wieder ausgelöst durch unterschiedliche Fahrbahnbedingungen und „zwei aus drei“. Einer allerdings hält sich aus allem raus, steht immer an der Spitze: Marcel Gapp gewinnt im BMW M3 E36 souverän. Zunächst, nach Run eins, heißt sein nächster Verfolger Michael Weber im Audi 80 Quattro Turbo. In der zweiten Auffahrt schiebt sich Alexander Wolk (VW Minichberger Golf 2 Turbo) an Michael vorbei auf Rang zwei. Das ist dann bereits der Endstand: Maximale Punkte für Marcel Gapp, die Ränge zwei und drei für Alexander Wolk und Michael Weber. Die Plätze dahinter sichern sich Hans Paulitsch im Opel Kadett C Coupé 16V als Vierter und Felix Bürker mit seiner Opel Frank Kadett C Limo als Fünfter. Hans Paulitsch rutscht zwar in der letzten Auffahrt von der Strecke in ein angrenzendes Feld, aber mit seinen Zeiten aus den ersten Läufen bleibt er in Wertung. Das KW 8V-Trophy Podest der 3-Liter-Klasse wird ausschließlich von C Kadett Limousinen Piloten belegt. Das sind in der Reihung von eins bis drei Felix Bürker, Stefan Schäfer und Werner Walser.
Die Entscheidung in der Abteilung über 3000 Kubik fällt in den ersten zwei Läufen. Patrick Orth setzt mit seinem Porsche 997 GT3 Cup in allen Race-Heats die Top-Zeiten und gewinnt am Ende 10,770 Sekunden vor dem Lamborghini Datalab Huracan ST EVO 1 von Holger Hovemann, der im finalen Run nur 1,653 Sekunden mehr für die 4,2 Kilometer benötigt als Patrick Orth. Auf Podiumsplatz drei fährt Frank Bamberg im BMW E36 Compact Turbo. Die Ränge vier und fünf gehen an Rookie Andreas Schumacher (Audi TT) und Sabine Göhrig im Ford Focus ST.
Damit sind wir bei den E2-Silhouetten-Fahrzeugen angelangt. Hier rennen die bis und über 2-Liter gemeinsam. Wobei sich das 999 Kubikzentimeter Silver Car S2 Evo von Marco Farrenkopf gegen den 4,5-Liter V8-Boliden namens BMW M3 GT3, in dessen Cockpit „Speedmaster“ sitzt, final mit einem Vorsprung von 2,472 Sekunden durchsetzt. Wobei der BMW gut das Doppelte des Silver Cars auf die Waage bringt. Zum Ausgleich hat der M3 etwas mehr als das Zweifache an Leistung zur Verfügung, über das Drehmoment haben wir keine zuverlässigen Daten vom Silver Car, beim GT3 sind es 480 Newtonmeter.
Gleich zu Beginn unseres Berichtes haben wir schon auf die Spitzenleistungen der Tourenwagen-Piloten hingewiesen. Und darauf, dass Patrick Orth im Porsche 997 GT3 Cup als Gesamtfünfter der Beste dieser Division ist. Auf dem Weg dorthin muss er sich gegen bärenstarke, internationale Konkurrenz durchsetzen. 2,808 Sekunden hinter ihm kreuzt der Österreicher Alexander Sohm mit seinem Mazda 323 Turbo 4WD die finale Ziellinie. Direkt dahinter folgen die Luxemburger Charles Valentiny (Subaru WRX STi) und Michel Fernandes mit seinem topaktuellen Porsche 992 GT3. Starker Fünfter des hochkarätigen Feldes ist im BMW E36 M3 3.0 Marcel Gapp.
Mit dem 54. ADAC / MSC-Rhön Hauenstein Bergrennen ist die zweite Hälfte der 37. KW Berg-Cup Saison eröffnet worden. Noch liegen fünf Rennen in drei Ländern vor uns. Das nächste schon am kommenden Wochenende: Das 57. Int. Osnabrücker ADAC Bergrennen, das auch zur FIA European Hill Climb Championship zählt. Dem entsprechend international ist dort das Fahrerfeld. Das Geschehen dort sollten wir alle mitverfolgen, liebe KW Berg-Cup und NSU Bergpokal Fans und Freunde. Falls es zu unserem Bedauern bei euch nicht persönlich klappen sollte: Es gibt wie schon die Jahre zuvor einen echt professionell produzierten Livestream. Livetiming usw. sowieso. Und denkt bitte daran: Nach Osnabrück wird es vier Wochen Pause geben bis zum Bergrennen Oberhallau in der Schweiz. Plant doch schonmal voraus, welche Rennen ihr dieses Jahr noch vor Ort live erleben möchtet. Empfehlen können wir euch ganz einfach alle.